Andreas Denk
Six Feet Under
»Autopsie unseres Umgangs mit Toten«
Kunstmuseum Bern, 2. 11. – 21. 1. 2007, Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, 22. 9. 2007 – 30. 3. 2008
Trotz allgegenwärtiger medialer Präsenz ist der Tod auch heute in den meisten westlichen Erscheinungsformen der globalisierten Gesellschaft ein Tabu. Der Umgang mit Leichen ist als Erfahrungsfeld des Alltagslebens so gut wie unbekannt, die Bewältigung des Ablebens vertrauter Menschen ist durch ein gesellschaftlich sanktioniertes System von rituellen Handlungen und Symbolen weitgehend jeder Unmittelbarkeit enthoben. „Verdrängung, Katharsis, Entsymbolisierung, Metaphorisierung, Erfindung von Ersatzritualen, Neutralisierung, schwarzer Humor und ähnliche Instrumente“, so konstatiert der Berner Kurator Bernhard Fiebicher, „wurden und werden bei uns immer noch in neuen Formen eingesetzt, um unserer natürlichen Unbeholfenheit bei der Begegnung mit der Idee des Todes und vor allem mit dem Körper des Toten abzuhelfen.“ Bernhard Fiebicher und Susanne Friedli haben für die Ausstellung „Six Feet Under“ 140 Arbeiten von über 70 Künstlern zu einer „Autopsie unseres Umgangs mit Toten“ zusammengetragen. Im Dresdner Hygienemuseum ist die Schau, die neben Werken des 19. Jahrhunderts den Schwerpunkt auf zeitgenössische Arbeiten aus Ländern mehrerer Kontinente legt, leicht verändert gegenüber der Berner Erstausstellung zu sehen.
Die zur Veranschaulichung des Themas notwendige Materialfülle haben die Kuratoren in fünf Teile gegliedert. Unter dem Motto „Leichen, Totenköpfe und Skelette“ wird zunächst das Basismaterial des künstlerischen Umgangs mit dem toten Menschen vorgeführt. „Särge, Gräber und Tränen“ versammelt Arbeiten, die Begräbnisriten umkreisen: Vom regionalistisch eingefärbten „Kinderbegräbnis“ (1863) des Schweizer Genremalers Albert Anker (1831-1910) reicht die Folge von Beerdigungsdarstellungen bis zu einem global-industriellen Entwurf des…