Michael Hübl
Sinnpause
Eine »Sinnpause« sei notwendig, meint der Hamburger Künstler Harald Frackmann und bezieht sich dabei auf einen Begriff, den der Literatur-und Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann geprägt hat. Eine schöpferische Pause – zumindest für den Künstler und den Wissenschaftler. Sie arbeiten zusammen, begegnen sich mit den ihnen eigenen Sprachen. Hier Bild, da Wort. Inspiration hin und wider.
Muß die Kunst zur Ruhe kommen, innehalten, geistig Luft holen, sich be-sinnen? Ist die Hektik bei den Künstlern, den Vermittlern und den Verkäufern ihrer Produkte zu arg geworden; kann da nichts mehr sinn-voll werden, weil zu schnell verbraucht wird, die geistigen Regale zu rasch abgeräumt werden – nach dem Motto »schneller sehen«, das Verstehen kommt später oder gar nicht? Der Bedarf an Kunst ist gestiegen und hat womöglich seinen Höhepunkt noch gar nicht überschritten. Die Vielzahl an Stipendien und Preisen, von privaten Förderern mit Blick aufs eigene Renommée gestiftet oder von kommunalen, staatlichen oder halbstaatlichen Institutionen ins Leben gerufen; die gesteigerte Katalogproduktion; die Besucherzahlen der Museen, wobei die Rekord-Ziffern aus dem Stuttgarter Sterling-Bau wahrscheinlich nicht einmal repräsentativ sind; das wachsende Interesse der Medien an den Bildenden Künsten; die wachsende Bereitschaft zum Risiko, neue Kunstzeitschriften auf den Markt zu bringen – Indizien allesamt, die darauf hindeuten, daß in der (bundesdeutschen) Freizeitgestaltung nun auch die Kunst ihren festen Platz einnimmt. Heute kauften Leute Bilder, »die haben früher nicht einmal hingeguckt. Kann mir vorstellen, daß die auch nicht weiter kaufen, wenn sich die Zeiten ändern. Die zappeln halt jetzt mit. Aber vielleicht war für die die Malerei auch…