Georg Jappe
Sind wir am Anfang oder am Ende einer Epoche?
Von der Anthropologie zum Drucker.
Stehen wir am Anfang einer Epoche oder am Ende? Anthropologisch ist die Antwort eindeutig: wir standen noch nie so sehr am Anfang wie heute, seit zehntausend Jahren geschieht zum erstenmal wirklich Neues unter der Sonne. Eine Million Jahre – und wahrscheinlich noch länger – war die Basis des Menschen animalisch, er lebte von der Jagd; zehntausend Jahre war die Basis vegetarisch, er lebte vom Ackerbau; seit erst hundertfünfzig Jahren ist die Basis anorganisch. Das heißt zum Beispiel: Alexander der Große und Napoleon führten auf dieselbe Weise Krieg, nämlich soweit ihre Pferde durchhielten. Hiroshima war etwas Neues unter der Sonne.
Erst als die Menschen die Jagd beherrschten, malten sie die Höhlenbilder, die reichsten wie Lascaux sind auch die letzten. Die neuen Anfänge waren von enormen Umwälzungen und Auseinandersetzungen, Sackgassen und Ausrottungen geprägt. Das Opfer des Hirten Abel war Gott wohlgefällig, und darum wurde er vom Bauern und Städtegründer Kain erschlagen. Modern ausgedrückt: der Ackerbauer und Städtegründer setzt die Evolution mit Gewalt gegen einen beschaulichen Nomadentyp durch. Abel war noch Junggeselle; wir alle sind die Kinder Kains. Was ist uns künstlerisch aus diesen Jahrtausenden von Umwälzung, aus diesem Faltengebirge geblieben? Ein paar Töpferscherben. Ganz roh, oder mit geometrischen Mustern, wenn’s hochkommt.
Ist es nicht denkbar, daß 150 Jahre nach dem Auszug aus den Höhlen in Zelte und Hütten – vielleicht sogar noch 1500 Jahre danach, damals ging die Zeit langsamer – daß damals jene, die die große Erfindung, den Vorrat,…