Stephan Maier
Simone Westerwinter
Regeln der Attraktion oder wie sexy Kunst heute sein kann, ohne an Struktur zu verlieren
Entscheidungen über Entscheidungen. Getroffen oder getragen, Schlag auf Schlag. Tatsachen dann. Im wirklich wahren Lebens allenthalben, der Welt und dem ganzen Rest. Gestern Abend zum Beispiel: Nur kurz bei Simone Westerwinters Eröffnung von „Sweet Structures -homemade-“ vorbei gesehen und direkt Eine eingefangen. Respektive aufs Auge bekommen. Gedrückt? Geschminkt! Oder, in der Diktion der Kunst: Ein Bild (aufs Auge) gehauen bekommen. Von wegen Bild-Hauerei. Wo nur kurz Maß genommen, nicht lange gefackelt und kein „langer Prozess“ (W. Klitschko) gemacht wurde. In der Folge mit krassem Gesicht und eher untypischer Visage unter all den anderen, andersartig maskierten Zombies bei einer Vernissage herum geschlendert. Wir Geschminkten waren dann aber eigentlich gar nicht so unstolz gewesen, auf unsere blauen Augen, unsere Beauty Spots, unsere Trophäen. Weil sie als farbenfroh und frohgemut vor sich hin und her schillernde „Veilchen“ schlussendlich von einem weiteren ansehnlichen Triumph des heimlichen Helden erzählen.
Damit aber auch von den handfesten Ein- / Ausdrücklichkeiten des bildkünstlerischen Eingriffes. Auf und in der Zeit. Als Zugriff im gehobenen Bereich der Kunstbeflissenen. Parliert, nicht plappert. In den kultivierten Bahnen eines anempfohlenen Handlungs-, gleich Duldungsrahmens und für den augenzwinkernd vorüber streichenden Augenblick verführerisch und für Alle ansichtig von der Doppelbödigkeit der Kunst Kunde gibt. Ihrem Janusgesicht. Im spielerisch angetragenen „Als ob“ die Minimaldefinition szenischen Geschehens umreißt. Als ob? Und ob! Oder besser: Selbst schuld! Weil als alternatives Gastgeschenk einer veritablen Körperbemalung aus dem Schminkköfferchen der Künstlerin eine frisch geschöpfte…