Hans-Dieter Fronz
Simon Starling
»Cuttings«
Museum für Gegenwartskunst, Basel, 11.6. – 7.8.2005
Simon Starling ist ein Reisender. Nicht nur seine Werke wandern heute um den Erdball, zu Ausstellungen in Rom und Sydney, Los Angeles und New York. Auch Starling selbst ist unterwegs. Per Velo, das er mit einer Nexa-Brennstoffzelle zum Moped aufgerüstet hat, durchquert er die andalusische Tabernas-Wüste – der halbe Liter Wasser als Abfallprodukt der chemischen Reaktion findet beim Malen eines Aquarells Verwendung, das einen Feigenkaktus darstellt in Anspielung auf die Kakteen in Sergio Leones am selben Ort gedrehten Spaghetti-Western. Oder Starling fährt in Surinam mit dem Boot von der Hauptstadt Paramaribo zum Aobaka-Staudamm ins Herz der Aluminiumproduktion des Landes und sammelt mit Sonnenkollektor und Neunzig-Ampère-Stunden-Batterie Energie, um damit in Amsterdam ein kleines Aluminiumboot mit Außenbordmotor durch die Grachten zu bewegen: Nichts geht bei dem Briten, Jahrgang 1967, verloren, für alles findet er eine sinnvolle Verwendung.
Das Boot war jetzt in einer Ausstellung des Museums für Gegenwartskunst in Basel zu sehen – einer ersten umfassenden Retrospektive mit Arbeiten aus einem Jahrzehnt. An einem Seil hing es von der Decke des ansonsten leeren Ausstellungsraums im Erdgeschoss. Freilich nicht in ursprünglicher Größe, sondern ungefähr halbiert: Starling hatte solange gesägt und abgetrennt, bis es exakt soviel wog wie die Batterie, die eine Etage höher auf der Galerie als Gegengewicht fungierte. Der Rest des Bootsmetalls lag eingeschmolzen unter der Batterie auf dem Boden – in Form jener Bauxit-Klumpen, wie sie in Minen in Surinam abgebaut werden.
Denn Starlings Arbeiten sind alles andere als die willkürlich-skurrilen Installationen und…