Reinhard Ermen
Simon Lewis
Zuallererst ist da diese unglaubliche Präzision! Simon Lewis erfasst mit fotografischer Genauigkeit, was er imaginieren will. ‚Fotografisch’ ist dafür womöglich die falsche Vokabel, denn alles wirkt genuin zeichnerisch, im Zweifelsfalle akademisch, aus einer Tradition kommend, die das Lichtbild noch nicht kannte. Räume, Flächen, Wasseroberflächen oder einfach nur ein ‚grauer’ Fond erscheinen in feingliedrigen Auflösungen. Schraffuren, Punktierungen treten mit einer geradezu sensationellen Verdichtung auf. Das weiße Blatt wirkt wie ein Sockel, der dem linearen Gewächs die notwendige Höhe gibt. Darüber hinaus ist Lewis ein Ordnungsfanatiker; immer wieder widmet er sich kleinen Bildtafeln, in denen die wahlverwandten Formen oder Sachen fast wie in Setzkästen sortiert sind. Manchmal entdeckt er dabei neue Gattungen. Und als gelte es, dem noch eins drauf zu setzen so demonstriert der Rechtshändler, was er mit der anderen Hand kann. qed. „Left handed drawings made in the dark of people I knew in my early Childhood“. Dann dürfen die Sektionen der geordneten (zahllosen) Köpfe etwas verrutschen, den Gesichtern eignet eine surreale Deformation. Dieser Mann ist bei aller Ernsthaftigkeit ein selbstbewusster, auch ironischer Virtuose. Die Fingerfertigkeit steht freilich nicht für sich, die Erscheinungen, die die linke Hand 2002 sozusagen aus alter Zeit heraufbeschwor, torkeln angemessen und systemerweichend in den Bildraum.“ The Book of Soundings“ heißt die nach wie vor aktuelle Reihe solcher atemberaubenden Erkundungen. Der Titel dieser Investigations ist bewusst doppeldeutig, mit dem Blick über den Tellerrand des Mediums (= Zeichnung) gesetzt, wie Simon Lewis in einer kurz gefassten Erläuterung verrät: „Wenn man im Englischen den Begriff…