URSULA MARIA PROBST
Silvia Kolbowski
inadequate…Like…Power
Secession Wien, 17.9. – 11.11.2004
1953 in Buenos Aires geboren, war Silvia Kolbowski von 1993-2000 Mitherausgeberin der Zeitschrift “October”. Dass TheoretikerInnen selbst als KünstlerInnen agieren, wird in New York längst akzeptiert, während es in Europa nach wie vor für Irritationen sorgt. So entstand die Ton- und Videoinstallation “an inadequate history of conceptual art” (1998-1999), die erstmals 2000 auf der Whitney Biennial präsentiert wurde, als Reaktion auf das Revival konzeptueller Kunst und deren Vermarktung Mitte der 90er Jahre. Nach den räumlichen Interventionen von Monica Bonvicini/Sam Durant, Hans Schabus und Heimo Zobernig sind nun die barackenartigen Holzeinbauten, die Silvia Kolbowski gemeinsam mit dem New Yorker Architekten Ali Tayar realisierte, eine weitere Attacke auf das ikonenhafte Image der Wiener Secession als White Cube der ersten Stunde.
In “an inadequate history of conceptual art” fordert Silvia Kolbowski 22 KünstlerInnen unter anderen Vito Acconci, Mary Kelly, Hans Haacke und Yvonne Rainer dazu auf, konzeptuelle Kunstwerke, Interventionen und Performances aus der legendären Periode zwischen 1965 und 1975 ausschließlich aus ihrer Erinnerung als Augenzeugen zu beschreiben. Während die KünstlerInnen sprechen, zeichnet sie ihre Handbewegungen mit der Kamera auf und lenkt so den Bildausschnitt auf jenes produktive Element, das aufgrund der Ablehnung gegenüber einer Ökonomisierung von der konzeptuellen Kunst in Frage gestellt wurde. Durch die Trennung von Ton und Bild können die Interviewten weder durch das Bild noch durch den Text identifiziert werden. Fehler, Verdrängungen, Verschiebungen und Leugnungen sind ebenso Bestandteil dieser ereignisreichen “oral history”, wie die eigene Fragestellung nach der Motivation von Erinnern und…