EDGAR SCHMITZ
Sigmar Polke
“Recent Paintings and Drawings 1998-2002”
Dallas Museum of Art, 15.11.2002 – 6.4.2003
“History of Everything”
Tate Modern, London, 2.10.2003 – 4.1.2004
Erst mal natürlich immer wieder die Gitter und Punkte und Muster, an und in denen Polke sein Feld von Dekor und medialer Zurichtung, kultureller Bezuglosigkeit und Zeitgeist, Kommentar und Mitspielen abarbeitet, und alles immer auf den verschiedensten Ebenen gleichzeitig. Mode gibt es als Thema und in der Form von Dekostoffen als Material, und ohnehin als unterschwelligen Begleitbass in Form der anhaltenden Popularität der Arbeit selbst. Punkte erscheinen als Stoff, aus dem die Bilder sind und als Einschusslöcher in den Schießscheiben der (Sport-?) Schützen, die Polke besonders hinsichtlich der ersten Station der Ausstellung in Texas angesammelt und eingearbeitet hat. Verortung findet als Zielen in den Bildern statt und als Orientierungslosigkeit zwischen Figuration und Muster vor ihnen. Die Präsenz der größtenteils großformatigen Arbeiten ist von der Ubiquität der verwendeten Zeitungsfotos ebenso getragen, wie sie deren scheinbar beliebige Zirkulationen unterbricht. Und Unfall ist hier immer die mitgedachte Dimension der zu berichtenden Katastrophe ebenso wie das manipulierte Nicht-Funktionieren der verwendeten Bildtechniken.
Geradezu als Eingang in die Ausstellung zeigt so ein fast wandgroßer Druck diagrammatisch die Vorgehensweisen und Erkenntnismuster satellitengesteuerter Al-Quaida Fahndungen auf und bindet Sichtbarkeit, Erkenntnis, Gewalt und irrende Effizienzfantasien aufeinander ab (The Hunt for the Taliban and Al-Quaeda, 2002). Am Ende der Ausstellung stehen sich Maschinendrucke eines riesigen Heißluftballons mit den Gesichtszügen der amerikanischen Freiheitsstatue und eine historische Illustration zur Steuerung ebensolcher Ballons mit Hilfe von Adlern an Leinen gegenüber (New Invention:…