Johannes Meinhardt
Sigmar Polke
»Original + Fälschung«
Der Mythos der Autorschaft und der Mythos der Authentizität
Kunsthalle Tübingen, 8.12.2007 – 24.2.2008
Der Werkblock „Original + Fälschung“, den Sigmar Polke unter Mitarbeit von Achim Duchow (und anderer sporadischer Beteiligten) 1973 für seine erste Ausstellung in einem öffentlichen Institut, dem Kunstverein zu Münster, hergestellt hatte, war im Ganzen von Hans Grothe erworben worden und befindet sich heute im MKM, Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, Sammlung Ströher. Deswegen ist es möglich, dass dieser Block auch heute, 35 Jahre nach seiner ersten Ausstellung, gezeigt werden kann (wie das auch schon geschehen war). Dieser Block besteht aus 24 Gemälden („Original + Fälschung“ 1-14) und 14 kleineren Collagen auf Karton, die jeweils unter einem dieser Gemälde hängen und „Kommentarbild x a zu Original + Fälschung x“ betitelt wurden; teilweise zeigen diese Kommentarbilder Zeitungsausschnitte oder gedruckte Fotos, die Polke in den großen Gemälden verwendet hat, teilweise sind sie auf den ersten Blick völlig ohne Zusammenhang mit dem Gemälde, das sie zu kommentieren vorgeben.
Dieser Werkblock ist beeindruckend – und das in der heutigen Lage der Malerei erneut und verstärkt – in seiner Radikalität und Entschiedenheit. Mit den denkbar unterschiedlichsten Verfahrensweisen zertrümmert Polke die beiden eng miteinander verknüpften zentralen Mythen der Kunst, wie diese sich in der Neuzeit und verstärkt in der Moderne als die Grundlage eines jeden Verständnisses von Kunst ausgebildet hatten: den Mythos der Autorschaft und den Mythos der Authentizität. In der europäischen Neuzeit war die Autorschaft zum entscheidenden, nahezu exklusiven Kriterium für Kunstwerke geworden: nicht nur zur Definition…