Claudia Wahjudi
Sightings. New Photographic Art
Institute for Contemporary Arts, London, 10.1. – 15.3.1998
Fotografie ist britisches Exportgut geworden. Der Import läßt dagegen zu wünschen übrig: Aktuelle Tendenzen in der Fotografie jenseits der Insel werden in Großbritannien weniger rezipiert, zu sehr ist man dort mit sich selbst beschäftigt. Das zumindest meint das Institute of Contemporary Arts (ICA) in London, und stellte deshalb neben Fotografien aus Großbritannien Arbeiten aus Nordamerika und vom Kontinent aus. Ziel der Bestandsaufnahme “Sightings” sei es gewesen, so sagt Gastkurator Tim Dawson, auf eine Emanzipation der jüngeren Generation von großen Namen wie Jeff Wall, Cindy Sherman oder den Bechers aufmerksam zu machen, wie sie etwa in den computermanipulierten Architekturaufnahmen des Düsseldorfer Künstlers Jörg Sasse sichtbar würde. Dabei habe man auf Stars der Szene bewußt verzichtet; Ausnahmen wie Rineke Dijkstra bestätigten die Regel.
Die Bestandsaufnahme fiel breit aus. In den kleinen Räumen des ICA kamen 43 Arbeiten von 15 Künstlern zusammen. Dennoch ließen sich drei Schwerpunkte erkennen: Porträts, die von der Konstruktion von Identitäten handeln, Landschaftsaufnahmen, die mehr über den Blick auf die Landschaft als über die Natur verraten, und inszenierte Fotografie. Oder anders: Arbeiten, die die Tradition der Dokumentarfotografie reflektieren, und Fiktionen, die sich in ihrem erzählerischen Charakter dem Film nähern. Die Schnappschuß-Ästhetik hingegen, gerade noch hip gewesen, klammerten die Ausstellungsmacher aus.
Blickfang im Untergeschoß waren die drei Porträts von Teenagern, die Rineke Dijkstra in einem englischen Club aufgenommen hatte. “Buzz (Club) Liverpool, England” (1995) zeigt Mädchen in ihren Partyoutfits, hell ausgeleuchtet vor einer neutralen Wand. Jedes Detail ihrer Körper -…
