Moderne, reloaded: Interviews mit Kuratoren, Kunsthistorikern, Kunstkritikern, Museumsdirektoren
Siegrun Salmanian
Kuratorin und Wissenschaftlerin
Afrikanische Moderne
Siegrun Salmanian ist Kuratorin und Nachwuchswissenschaftlerin im Projekt Afrikanische Kunstgeschichte und die Formierung einer modernen Ästhetik. Sie hat einen Masterabschluss in Kunst- und Kurationswissenschaften mit Schwerpunkt auf moderner und zeitgenössischer afrikanischer Kunst am Iwalewahaus, Universität Bayreuth. Ihr Forschungsschwerpunkt, zu dem sie zurzeit ihre Promotion entwickelt liegt auf modernen Kunstbewegungen im Sudan.
1995 findet in der Londoner Whitechapel Gallery die Ausstellung „Seven Stories about Modern Art in Africa“ statt. Kuratiert von Clémentine Deliss in enger Kooperation mit Wissenschaftlern, weiteren Kuratoren und Künstlern ist „Seven Stories“ die bis dahin größte Ausstellung zu zeitgenössischer und moderner afrikanischer Kunst. Zwar hatte die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Moderne in Afrika schon Anfang des 20.Jahrhunderts begonnen, aber zahlreiche Texte wurden erst am Ende des Jahrhunderts publiziert. Darin werden einerseits die Folgen der von den Afrikanern erlebten Moderne untersucht, wenn etwa Elisio Macamo von einer „überheblichen Aufklärung“ schreibt, die das Emanzipationsprojekt der Kolonialmächte zum Dogma erklärte: „Das aufklärerische Verständnis der Moderne führte zu einer Herabstufung Afrikas auf der evolutionären Leiter der Geschichte.“ Andererseits wird die in vielen Ländern nach der Unabhängigkeit vorherrschende Umbruchsstimmung studiert, die von einer künstlerischen Moderne in den 1930ern bis 1980er Jahren begleitet wurde. Auf dem Kontinent gibt es 55 anerkannte Staaten und rund 2000 eigenständige Sprachen. 1,1 Milliarden Menschen leben dort. Diese Größe ist zwar nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, aber es gibt Übereinstimmungen: In der Zeit der Unabhängigkeitsbewegungen „fand eine Entwicklung neuer künstlerischer Ausdrucksformen statt, welche…