Gerhard Johann Lischka
Siegfried J. Schmidt
G.J.L.: Wie sehen die wesentlichen Unterschiede oder Charakteristika einer Nachkriegsästhetik aus, möchte ich Sie fragen, da Sie sich auch immer wieder zur Ästhetik geäußert haben. Also die Unterschiede zwischen (sagen wir im deutschen Sprachbereich) Bense, Gehlen und Adorno.
S.J.S.: Das sind wirklich fast unvereinbare Positionen, die Traditionsstränge weitergeführt haben und in gewisser Weise zu einem Abschluß gebracht haben. Bense vertritt die schmale und zugegebenermaßen kryptische Position von formal orientierten, mathematisch orientierten Ästhetiktheorien, die man mit der Romantik beginnen lassen kann. Gehlen, der die phänomenologisch-anthropologische Richtung weitergeführt hat mit einer deutlichen konservativ-politischen Position, und Adorno, der versucht hat, die Aufklärungsästhetik zu einem gewissen Abschluß zu bringen. Ich glaube, er hat sie zu einem solchen Abschluß gebracht, daß danach so etwas wie Postmoderne notwendig erschien als eine Gesamtabrechnung mit der Aufklärung. Das waren, soweit ich das sehe, die drei wichtigsten Positionen.
Wie würden Sie darin die Gedanken von Heidegger zum Kunstwerk positionieren?
Das gehört in den irrationalistischen Teil der Ästhetikentwicklung, und es ist typisch, daß die französischen Intellektuellen der letzten Jahre vor allem von Heidegger und Nietzsche fasziniert waren und nicht etwa von Adorno, Gehlen und Bense. Ich versuche, im Unterschied zu Heidegger eine richtig verstandene Rationalität zu favorisieren, und zwar aus theoretischen Gründen, dann aber auch aus politischen, weil der Irrationalismus genügend Folgen hatte, gegen die man steuern muß.
Welche Bedeutung hat die Ästhetik für Ihr eigenes Schaffen, das ja in der Theorie und der visuellen Poesie sich ausdrückt?
Was mich interessiert, sind weniger inhaltliche Auseinandersetzungen mit einzelnen Bildern oder…