Annelie Pohlen
Siegfried Anzinger
»Frauen in den Bäumen«
Kunstmuseum, Mühlheima.d. Ruhr, 5.3. – 30.4.2006
Der Austellungstitel ist provokant. Die Bilder aus dem gleichnamigen Werkzyklus auch. “Frauen in den Bäumen” klingt, als habe der Mann das niedere Geschlecht auf den Platz der Affen verwiesen. Eingebettet in eine dichte Präsentation von Bildern, Aquarellen und Zeichnungen entfaltet sich Siegfried Anzingers jüngster Werkzyklus als emotional aufgeladener Parcours durch die poetisch transparente und zugleich anarchisch verschlungene Imagination des seit 1982 in Köln lebenden Künstlers, der wie so viele seiner mehr oder minder gleichaltrigen Kollegen in den 80ern unter dem Etikett der “Wilden Malerei” eine Blitzkarriere startete. Doch anders als die vielfach unter diesem Etikett verhandelte rotzige Oberflächenmalerei kondensiert sein Werk, das der Motive wegen wie eine Erzählung aus der Traumwelt anmutet, die unerschöpflichen Ressourcen des Mediums in einer zwischen Abstraktion und Figuration mäandernden Hommage an die Malerei als Durchlauferhitzer traditionsreicher wie zeitgenössischer Projektionen. Im subtil aufgeheizten Klima eines exzessiv experimentellen Prozesses, der aus der Malerei selbst – so Anzinger – “Antworten auf Fragen gibt, die nie gestellt werden,” entlädt sich das aufgeladene Szenario als originäre Züchtung eines Mediums, dessen hehre Tradition der Aktdarstellung sich an den pornografischen Fetzen aus der aktuellen Bilderflut derart zu erhitzen vermag, dass kaum mehr auszumachen ist, was das verführte Auge derart in das Bild hineinzieht.
Von peinlich bemühten Fragen nach der Kompatibilität von verehrten Ikonen und pornografischen Motiven befreit partizipiert der Betrachter an einem subtil beschleunigten Dialog über Imagination und Transformation der menschlichen, vornehmlich weiblichen Figuren und der aus der…