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Titel: Documenta IX · von Amine Haase · S. 128 - 130
Titel: Documenta IX , 1992

AMINE HAASE
Sieben Stufen zum Himmel

AUFSTIEG ZUM HIMMEL – UND DANN DER ABSTURZ?

TOUR

A R.D.
Au Nord au Sud
Zénith Nadir
Et les grands cris de l’Est
L’Océan se gonfle à l’Ouest
La Tour à la Roue
S’adresse

Guillaume Apollinaire,
Calligrammes

Turm – die erste Assoziation ist sicherlich Babel und das “Tor zum Himmel”, durch das die Menschen mit Hilfe der selbstgebauten Vertikalachse zu den Göttern gelangen wollten. Die Geschichte eines Scheiterns aus Größenwahn hat viele Aspekte und dementsprechend die unterschiedlichsten Geister beschäftigt: die Moralisten und die Architekten, die Sprachforscher und die Archäologen, die Poeten und die Maler. Die Spuren, die dieser Turmbau zu Babel, die diese babylonische Sprachenverwirrung, die aber auch die Hängenden Gärten von Babylon oder das Epos der Weltschöpfung “Enuma Elis” in unserem kollektiven Gedächtnis hinterlassen haben, ziehen sich durch Zeit und Raum, durch ost-westliche Kulturen. Nebukadnezar und Semiramis, Eroberungslust und Schönheitswille, der Gott Marduk, der über das Chaos siegt, die Bibliothek von Ninive, die frühe Schätze der babylonischen Zivilisation hütet – die Imagination kann mit der Turmbesteigung beginnen. Der Turm zu Babel, dieses universelle Symbol, geht zurück auf die Zikkurat, den abgestuften Tempelturm der Architektur Mesopotamiens und Elams. Herodot erwähnt sieben Abstufungen, Terrassen, die sich im Rhythmus 7, 5, 3 immer mehr verkleinern und untereinander durch Treppen verbunden sind, deren Stufen bis zu 80 Zentimeter hoch sein können. Die sieben Etagen entsprechen den sieben planetarischen Himmeln. Sie waren mit unterschiedlichen Farben bemalt, die den Planeten entsprechen. Die Basis war schwarz, also Saturn verbunden. Der oberste, der “siebte Himmel”,…


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