Sich selbst gegenüber kritisch bleiben
Ronald Berg sprach mit Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie Berlin
Kittelmann, seit 2008 Direktor der Nationalgalerie in Berlin, hat Grund zur Freude. Seit November steht fest: Er bekommt neben den sechs Häusern seiner Institution ein weiteres, neues Museum hinzu. Möglich gemacht hat es Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die dem Haushaltsausschuss des Bundestages 200 Millionen Euro für den Museumsneubau abtrotzte. Gebaut wird direkt neben Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie am Kulturforum. Anstoß für Grütters Coup gab die Aussicht auf eine Schenkung von 60 Werke – vornehmlich Surrealisten – des Berliner Sammlerehepaars Ulla und Heiner Pietzsch. Vorbedingung war die ständige öffentliche Präsentation ihrer Sammlung. Der Museumsneubau soll allerdings erst 2020/21 fertig werden. Anfang Januar hatte die Band Kraftwerk mit acht Konzerten auch Mies’ Nationalgalerie in eine mindestens fünfjährigen Schließungsphase wegen Renovierung verabschiedet. Das derzeit unbehauste Interim der Kunst des 20. Jahrhunderts in Berlin bietet Anlass Udo Kittelmann einmal grundsätzlich zur Rolle seiner Nationalgalerie zu befragen.
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Ronald Berg: Was bedeutet die Möglichkeit zu einem Neubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts für Sie?
UDO KITTELMANN: Jeder kann vermutlich nach vollzeihen, wie sehr ich mich über diese Entscheidung gefreut habe. Es war auch höchste Zeit. Dass diese dann so schnell kam und auch in der Höhe von 200 Millionen, das hat uns zu diesem Zeitpunkt überrascht. Damit eröffnen sich großartige museale Perspektiven für Berlin.
Wer ist mit Berlin gemeint?
Damit meine ich vor allen Dingen die Kulturlandschaft von Berlin als Stadt und Hauptstadt. Ich könnte auch sagen: Angesichts dessen, wie sich die Sammlung…