PETER FUNKEN
… SICH IM BILD BEWEGEN
ZU DEN ARBEITEN GERD ROHLINGS
“You got the look”
Prince
Wenn ich sehe, wie formvollendet jemand in einer Bar in Neapel seine Kaffeetasse hält, so bringt mir das mehr für meine Arbeit als mancher Galerierundgang. Es kommt mir auf die Genauigkeit des ,Bildes’ an, von dem ich lerne und profitiere, und da hat das spezielle Halten einer Tasse für mich mehr Gewicht und einen größeren Aufforderungscharakter etwas herzustellen, als viele Kunstwerke, die mir hier begegnen”, sagt Gerd Rohling.
Gerd Rohling lebt in Berlin, einen guten Teil des Jahres ist er aber unterwegs, arbeitet in Neapel, Mumbai, Rio, in Ghana, Thailand oder den USA. Wichtig sind ihm Szenen- und Bildwechsel, die Suche nach Möglichkeiten, eigene, neue Bildern an fremden Orten zu implantieren, ein crossover europäischer Tradition mit fremden Kulturen zu inszenieren und herauszufinden, was vor Ort existiert, was fehlt, was gebraucht wird. Davon soll dieser Text handeln, und er wird es an konkreten Beispielen tun, an realisierten und noch nicht realisierten Projekten und Konzepten des Künstlers Gerd Rohling.
Den Reiz, der von großen Städten ausgeht, beschreibt Rohling, wenn er sagt: “Lieber arbeite und stelle ich in Mumbai (ehemals Bombay) oder in Accra aus als in Bielefeld und München, da mich Städte wie Mumbai in ihrer Dominanz im Vergleich zu meiner Arbeit viel mehr dazu zwingen, die visuelle Kraft und Deutlichkeit des Hergestellten zu überprüfen und weiterzuführen. Die Konkurrenz von Formen, nicht die von Attitüden, ist an solchen Orten ausgeprägter. Die Umgangsformen der Leute im alltäglichen Handeln, das Kultivierte im…