REINHARD ERMEN
»sich ausrichten«
ZUR MALEREI VON GÜNTER UMBERG
Der Blick fällt von einem Raum in den anderen, auf eine Zwischenwand, die bis an die Kämpferzone des Gewölbes hinaufreicht. Der Ort hat im wahrsten Sinne des Wortes ein ‘Gesicht’, denn die beiden Bögen erscheinen fast wie zwei überdimensionale (freilich leere) Augen. Anziehender Mittelpunkt ist ein Gemälde von Günter Umberg (o.T. 1983, Pigmente und Dammar auf Aluminium, ca. 45,5 x 46 cm), das im weiträumigen Ambiente des Installationsfotos wie ein ‘Schwarzes Quadrat auf weißem Grund’ aussieht. Das kleine Etwas, in dem sich Farbe konzentriert, beherrscht den Raum! Die Aufnahme entstand 1985 bei Gelegenheit von Umbergs erster Museums-Einzelausstellung im Frankfurter Städel. Der suggestive ‘Installation-shot’ ist eine Art Leitbild, schon auf dem Umschlag des Katalogs war das Bild zu sehen. Es ist seitdem durch einige gewichtige Publikationen gewandert, wie ein ceterum censeo, die Malerei im Raum betreffend, etwa 1989 in einer ersten freien Buchmonographie über Umberg, 1991 im Katalog der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden oder 1997 in Mailand für “A arte Studio Invernizzi”. Auch im Kunstforum wurde das Foto schon veröffentlicht, 1987 als Hannelore Kersting Umberg im Sinne des Schwerpunktthemas MALEREI – RADIKALE MALEREI in den Band 88 einpasste.
“There is a tendency to look at large pictures from a distance”, lässt Barnett Newman 1951 anlässlich seiner zweiten Einzelausstellung bei Betty Parsons in New York verlauten und geht damit stillschweigend davon aus, dass man kleine Bilder eher aus der Nähe betrachtet: “The large pictures in this exhibition are intended to be seen from a short distance.” Das…