München
Shu Lea Cheang
Kiss Kiss Kill Kill
Haus der Kunst 14.02.– 03.08.2025
von Ellen Wagner
Ein Roboter saugt Pappschachteln, in denen sich laut Beschriftung mit Fleisch, Fisch oder vegetarisch zubereitetes Essen befindet, aus einer Halterung, platziert diese auf einem weiteren Roboter, der heranfährt. Dieser befördert die mutmaßlichen Mahlzeiten durch den Raum, bis die Route an einer Wand endet, wo er die Schachtel zu Boden fallen lässt – wo sich bereits Schachteln früherer Lieferungen türmen. Zusätzlich verströmt der Lieferant (nicht die Schachtel) den Geruch eines wechselnden Tagesgerichts. Heute gibt es Molokhia-Suppe.
Mit der ersten Überblicksschau von Shu Lea Cheang (*1954, Taiwan), Pionierin der Netz- und Medienkunst, setzt das Haus eine Reihe von Präsentationen transmedialer Kunstpraktiken fort. Es geht dabei nicht zuletzt um unser Begehren in Bezug auf neue Technologien und wie sich dieses verändert durch die Art und Weise, wie digitale Räume und Tools dieses zu stillen versprechen. Die Ausstellung zeigt Rückblicke auf Cheangs Schaffen der letzten drei Jahrzehnte, doch mit dem Ansatz, kaum frühere Arbeiten selbst und für sich zu präsentieren, sondern sie bzw. teils auch nur einzelne Elemente und Requisiten aus ihnen zu installativen Sci-Fi-Landschaften zu fügen. Eine Überblicksschau zitathaft zu bestücken und neue Welten aus alten zu schaffen (die Formulierung lautet „deriviert“), ist reizvoll – aber störanfällig. Auf Besuchende, die nicht mit den hier ausgelassenen Arbeiten Cheangs vertraut sind, kann dies spaßbremsend wirken: Die Wandtexte, die mit dem Ineinander an Bezügen bisweilen überfordert scheinen, beschreiben, was man sehen könnte, wären den Experimentalfilm Fresh Kill (1994) oder die webbasierte Arbeit Brandon (1998) ausgestellt…