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Titel: Theorien des Abfalls · von Paolo Bianchi · S. 58 - 59
Titel: Theorien des Abfalls , 2003

SHORT CUTS 7: CAT TUONG NGUYEN
MESSIE-SYNDROM

Im April 2002 meldete die Nachrichtenagentur dpa, dass es in Deutschland 1,8 Millionen Messies gibt. Hiermit sind Bundesbürger gemeint, die von der krankhaften Neigung zum Chaos betroffen sind. Berichtet wurde in der Rubrik “Psychologie”, dass laut Experten immer mehr Menschen unter dem so genannten Messie-Syndrom leiden. Die nach dem englischen “mess” (zu deutsch: Unordnung) benannte Krankheit zeige sich vor allem in übertriebener Sammlertätigkeit, aber auch in der Unfähigkeit, Termine einzuhalten. Im Extremfall lebten Messies in völlig vermüllten Wohnungen, weil sie alles sammeln und nichts wegwerfen. Häufig seien Menschen aus sozialen und pädagogischen Berufen betroffen. Eine Therapie verlaufe in kleinen Schritten, heißt es weiter. Zunächst gehe es darum, Teile der Wohnung wieder benutzbar zu machen. Ratsam sei es, sich von Freunden helfen zu lassen und das “Vier- Kisten-Prinzip” anzuwenden: Eine Kiste für wegzuwerfende Sachen, eine Kiste für das, was verkauft oder verschenkt werden kann, eine kleine Kiste für Sachen, deren Verbleib noch unklar ist und eine Kiste mit Dingen, die der Betroffene behalten will. Für jeden neu gekauften Gegenstand müsse zudem ein alter Gegenstand weggeworfen werden.

Cat Tuong Nguyen (geb. 1969 in Vietnam, lebt in Zürich) arbeitet sowohl als freier Kunstfotograf wie auch im Auftrag für die Presse. Für das Magazin der Zeitung “Tages-Anzeiger” besuchte er einen anonymen Messie und fotografierte dessen Wohnlandschaft. Hier stampft jemand auf seinen Akten wie die Ente auf den Schlamm, hier errichtet jemand aus seinen Papieren Turmbauten. Mit seinem dokumentarischen Blick stellt Nguyen ein genaues Abbild der Wirklichkeit dar. Obschon oder…


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