Shirin Neshat
„Der Hidschab ist zum Kern der Identität der iranischen Regierung geworden.“
Ein Gespräch von Heinz Schütz
In ihren Videoinstallationen, Fotografien und Filmen lenkt Shirin Neshat aus der Exilperspektive immer wieder den Blick auf ihr Herkunftsland den Iran. Sie rekurriert auf das kulturelle Erbe und umkreist damit Fragen nach der iranischen Identität, sie fokussiert die politische, durch die Repressalien des herrschenden Regimes geprägte Gegenwart und insistiert auf dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen.
Heinz Schütz: Kulturelle Gründe veranlassten Sie den Iran zu verlassen, um in den USA Kunst zu studieren. Politische Gründe – die „islamische Revolution“ – verhinderten Ihre Rückkehr. Sie leben nun seit mehreren Jahrzehnten in Amerika, trotzdem liegt der Schwerpunkt Ihrer Fotos, Filme und Installationen vor allem auf dem Land Ihrer Herkunft. Warum?
Shirin Neshat: Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Man kann einen Iraner aus dem Iran herausnehmen, aber niemals den Iran aus einem Iraner“. Das ist in meinem Fall sehr zutreffend. Natürlich ist der Iran mein Land, meine Familie lebt weiterhin dort und selbstverständlich bin ich meinem Geburtsland sehr verbunden. Aber vor allem würde ich über meine Besessenheit, Arbeiten über den Iran zu machen, sagen, dass sie von einer unbewältigten Beziehung zu meinem Land herrührt, einem Ort, an dem ich geboren wurde, an dem ich aber leider aus politischen Gründen nicht willkommen bin.
Mit Blick auf den Iran thematisieren Sie insbesondere die Situation von Frauen in einer extrem patriarchalen Gesellschaft. Ihre frühe Fotoserie „Women of Allah“ zeigt, durchaus unerwartet, selbstbewusste Frauen in Tschadors bewaffnet mit Gewehren oder Pistolen.
Für Ihre…