Jens Asthoff
Shirana Shahbazi
»Group Show«
Camera Austria, Graz, 12.3.–22.5.2016
Mit ihrer Ausstellung in der Camera Austria schuf Shirana Shahbazi einen in vielerlei Hinsicht komplexen visuellen Raum. Als erste institutionelle Einzelschau der Künstlerin in Österreich war es zugleich eine Art Retrospektive, immerhin präsentierte sie hier Arbeiten der vergangenen sechzehn Jahre. Die Schau entfaltete sich entlang eines tragenden Strukturkonzepts: Shahbazi hängte Werke ganz unterschiedlichen Formats im flächendeckenden All over, folgte dabei einer rein visuellen Logik jenseits aller Chronologie und Stilähnlichkeit. So kam hier Farb- neben Schwarzweiß-Fotografie zu stehen, Landschaftsdarstellung neben geometrisch-abstrakten Motiven, prunkvolle Frucht- und Blumenstillleben neben Dokumentarischem, Wolkenbilder neben üppigen Monstera-Blättern, maskenhaft flach wie Schattenrisse fotografiert. All das formierte sich zu einem großartigen Bilderfries, dessen formale Vielgestaltigkeit tatsächlich so erschien, wie es der Ausstellungstitel nahelegte: als „Group Show“.
Der Flirt mit pluraler Autorenschaft und purer Visualität hatte Methode, was man spätestens bemerkte, wenn man sich nach der Titelliste umsah: Es gab keine. Auf Wunsch der Künstlerin waren formale Angaben wie Titel, Jahr oder Material aus dem Ausstellungskontext getilgt. Als Teil der künstlerischen Setzung kanalisierte dies eine Lesart: Shahbazi hob ihre Bilder in die Gegenwart des Schauens und entzog sie zugleich jedwedem nach Werklogik verfahrenden Blickregime. Ein konsequentes Statement; für Ausstellungsbesucher zugleich eine Einladung, die Bilder in ihrer Eigenart und Differenz zu sehen, nach Sujet, Materialität und Abzugsverfahren etwa, um im scheinbar Uferlosen den überraschenden visuellen Nachbarschaften zu folgen. Diese bildnerische Praxis Shahbazis charakterisierte Reinhard Braun, künstlerischer Leiter der Camera Austria, in seinem Einführungstext mit einem Zitat des französischen Filmemachers Jean-Luc Godard: „Es gibt…