ANNEKE BOKERN
Shine
Wunschträume und Zukunftsvisionen in der zeitgenössischen Kunst. Werke von 20 internationalen und niederländischen Künstlern
Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam, 22.2. – 21.4.2003
Don’t worry” verkündet Martin Creeds blauer Neonschriftzug im Treppenhaus des Boijmans Museums. Was auf den ersten Blick wie eine unbekümmerte, optimistische Floskel wirkt, löst im nächsten Moment leichte Verunsicherung aus. Impliziert der Satz nicht, dass man sich eben doch Sorgen machen sollte? Wer wirklich keinen Grund dazu hat, braucht schließlich keinen solchen Zuspruch.
Creeds Schriftzug bildet den Einstieg zur Ausstellung “Shine” und legt in seiner Mehrdeutigkeit auch gleich deren Tenor fest. Wunschträume und Zukunftsvisionen, das Schöne, Gute und Märchenhafte in der zeitgenössischen Kunst sind das Thema – allerdings nicht ohne kritischen Rückbezug auf die Realität. “Träumen mit weit offenen Augen” nennt Wilma Sütö, Kuratorin der Ausstellung, das Konzept.
Den Kern der Ausstellung bildet eine Skulptur von Walter De Maria mit dem ebenso verheißungsvollen wie ironischen Titel “A Computer Which Will Solve Every Problem in the World”. 75 polierte, facettierte Stahlstäbe liegen in Reihen auf dem Boden des großen Saals. Sie reflektieren das grelle Scheinwerferlicht, scheinen sich aus der Flächigkeit zu lösen und beinahe schwerelos über dem grauen Betonboden zu schweben. Bei genauerer Betrachtung erschließt sich die mathematische Logik der Skulptur: Drei dreikantige Stäbe bilden die erste Reihe, vier vierkantige die zweite, fünf fünfkantige die dritte, und so fort, bis die Stäbe in der zehnten Reihe zwölfkantig und damit beinahe rund sind.
Bereits 1984 für diesen 40 x 40 Meter großen Saal des Boijmans Museums geschaffen, ist die minimalistische Bodenskulptur aufgrund…