Shifting Spaces
Teil 2: Joan Jonas
Bildende Kunst, Performing Arts, Neue Medien und das Theater
Eine Serie kuratiert von Max Glauner
Stepping Over the Line
Die Performance- und Videokunst-Pionierin Joan Jonas setzt Massstäbe – Bildende Kunst, partizipative Installation, Video-Act, Theater? Alles und nichts von alledem. Ihre Arbeit bleibt singulär und bis heute ein Ereignis.
Was ist das denn nun? Die insistierende Frage von Publikum, Kritik und Wissenschaft, markiert ein Dilemma. Zeitgebundene Kunst entzieht sich schon durch ihr Hauptmerkmal, die Zeitgebundenheit, ihren Aufführungscharakter der Schublade, der Kategorisierung, von der jede rezeptionsästhetische Erfahrung ihren Ausgang nimmt. War das eine „Performance“, ein „Happening“, ein „Event“, „post-dramatisches Theater“ oder schlicht „Kunst“? Die Antwort darauf fällt schwer, da in der Gegenwart mit einem Wort der Kuratorin des Tate-Modern-Performance-Programms Catherine Wood, nur die kollektive „rituelle Erinnerung“ für die Präsenz des vergangenen Ereignisses steht. Keine Videoaufzeichnung, kein Bild, kein Gegenstand, kein Text vermag in die museale Objektwelt überführt Präsenz, Zeugenschaft und Erinnerung einzuholen.
Die institutionelle Rahmung erleichtert die begriffliche. Kein Wunder, dass sich Einrichtungen wie Staats- und Stadttheater, Museen und Kunstvereine in ihren Aufgabenverteilungen, Darbietungen, formalen und medialen Setzungen bisher erstaunlich resilient gegenüber den jeweils anderen Medien und Darstellungsformen gezeigt haben. Doch die Fronten weichen zunehmend auf, wie im ersten Teil der Reihe „Shifting Spaces“ bereits skizziert wurde (vgl. Bd. 266). Wir nehmen das Beharrungsvermögen der durch eingeübte Abläufe, Rituale und Rezeptionsformen formatierten Künste und ihre Einrichtungen ernst und beobachten wie sich Übergänge vom einen ins andere, vom Theater zur Visuell-Bildenden Kunst und vice versa aktuell gestalten.
Kaum eine lebende Künstlerpersönlichkeit steht für…