Jörg Restorff
Sherrie Levine
Kunsthalle Zürich, 3.11.1991 – 5.1.1992
Westfälisches Landesmuseum Münster, 2.2. – 29.3.1992
Extreme Dinge finde ich interessant”, sagt Sherrie Levine. Extrem ist auch die Art, wie die 1947 in Hazleton, Pennsylvania, geborene, in New York lebende Künstlerin mit den Werken ihrer Vorgänger umgeht, indem sie die Ready-mades eines Duchamp, Gemälde von Malewitsch, Chasnik, Mondrian, Léger und Man Ray, ja selbst Fotografien von Walker Evans, Edward Weston und Karl Blossfeldt zum Gegenstand einer ausschweifenden Nachahmungsmethode macht. Daß Kunst generell mehr aus Kunst denn aus Natur entsteht, diese Erfahrungstatsache wird durch die von Sherrie Levine betriebene “appropriation”, die Aneignung von Schlüsselwerken der Moderne durch ihre Wiederholung, in kaum überbietbarer Weise verabsolutiert. Eine von der Kunsthalle Zürich organisierte Wanderausstellung, momentan in leicht erweiterter Form im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen, stellt das Schaffen der zitierfreudigen amerikanischen Künstlerin erstmals umfassend in Europa vor. Gezeigt werden Fotografien, Gemälde, Skulpturen und Objekte. Den Mittelpunkt des Werküberblicks markiert ein im Lichthof des Landesmuseums aufgebautes Ensemble von sechs Billardtischen nach Man Ray (“La Fortune”, 1990), das Sherrie Levine vor rund einem Jahr für das San Francisco Museum of Modern Art geschaffen hat.
Levines Faksimilierung der Kunst des 20. Jahrhunderts begann 1981 mit Fotografien nach Fotografien. Reproduzierend erschloß sich die Künstlerin Schritt für Schritt weitere Techniken, arbeitete seit 1983 in Aquarell, ging dann zur Malerei über und eroberte schließlich Ende der achtziger Jahre mit Nachbildungen von Ready-mades und der monumentalen plastischen Vergrößerung eines Gemäldemotivs die dritte Dimension. Die von Levine gepflegte Kopistenpraxis, sich bei ihrer Arbeit…