Sheela Gowda
SHEELA GOWDA: Ich habe Malerei studiert und bis 1990 gemalt. Dann begann ich, mit Kuhmist zu arbeiten. Es ist so anders als Farbe und brachte eigene formale und konzeptuelle Entscheidungen mit sich, die meine früheren Arbeits- und Denkmethoden veränderten. Bis ungefähr 1993 blieben meine Werke noch ziemlich malerisch, auch wenn der Kuhmist sehr präsent war.
Die Wahl der Materialien für meine Installationen resultiert aus vielen, unterschiedlichen Gründen. Oft ist es das Potential, subversiv zum normalen Gebrauch und der Bedeutung im Alltag benutzbar zu sein. Kuhmist etwa ist ein ´normales´ Material in Indien, allgegenwärtig und voller traditionell geprägter Bedeutungen. Es hat ein enormes Potential als ideomatischer Ausdruck und um in einen zeitgenössischen Dialog gebracht zu werden. Ähnlich auch Teerfässer, Fäden, Nadeln, Seile aus Haaren, traditionelle Pigmente: All das bleibt einerseits wiedererkennbar als Material und transportiert die ursprünglichen Zusammenhänge mit. Andererseits setzte ich es vorsichtig für neue Zwecke ein. Die größte Herausforderung während des Prozesses ist es, diese Dualität zu erhalten.
Sabine B. Vogel: Reagieren Sie in Ihren Werken auf den Ausstellungskontext?
Bis auf wenige Ausnahmen wie „Drip Field“, eine ortsspezifische Außenraum-Installation auf der Sharjah Biennale 2009, ist der Kontext nicht wichtig. Die meisten meiner Installationen bestehen aus Elementen, die konzeptuell evokativ sind, die Vorstellungen erwecken und aus deutlichen Materialien bestehen. Der Raum, den sie einnehmen, ist zugleich der Grund für ihre Verständlichkeit, in der der Betrachter einer der Protagonisten wird. Wann immer ich die Installationen aufbaue, verändern sich die Dynamik des Raumes, die Elemente und auch die Betrachter. Abgesehen von wenigen Vorgaben habe…