Rom
Shahryar Nashat
Blood most Precious
Istituto Svizzero 09.11.2024 – 02.03.2025
von Laura Helena Wurth
Zeitgenössische Kunst hat es in Rom zugegebenermaßen nicht leicht. Doch manchmal schafft es eine Ausstellung, sich gegen den überbordenden Neobarock, den von Palmen und Orangenbäumen gesäumten Ausblick, der einem von jedem der sieben Hügel gewährt wird, und die übervolle Geschichte durchzusetzen. Im Istituto Svizzero in Rom, einem besonders schönen und verwinkelten Bau aus dem Jahr 1905, der von einem künstlichen Hügel aus mitten in der Stadt auf sie hinabblickt, ist Shahryar Nashat das gelungen. Seine Ausstellung Blood most Precious empfängt mit dickem, cremefarbenem Teppichboden, der jegliches Gefühl von herrschaftlichem Großmut, den die Räume der Villa Maraini eigentlich ausstrahlen, erstickt. Unweigerlich fragt man sich, ob man nicht lieber die Schuhe ausziehen sollte. Zu beiden Seiten gehen weitere Räume ab, aus einem schallt ein knatternder Sound und lila-pinkes Licht schimmert verheißungsvoll durch den Türrahmen. Mit simplen Mitteln, wie dem dämpfenden Teppich und dem ungewohnten Licht, erschafft Nashat eine ganz eigene Atmosphäre. Auf dem cremefarbenen Teppich liegt lediglich eine einzige Marmorskulptur: Hust-ler_23.JPEG heißt sie. In Farbe und Marmorierung versinkt sie fast im Teppich, wenn man nicht genau hinschaut, könnte man sie übersehen. Sie könnte eine Blume sein, mit einem besonders langen, provokativ herausstechenden Blütenstempel. Sie ist zu klein, zu wenig konkret, um in irgendeiner Form an die Statuen, die einem sonst in Rom begegnen, zu erinnern; das hier ist kein Körper und dennoch fühlt man sich seltsam körperlich abgestoßen und hingezogen. Laut Titel und Ausstellungstext soll es hier um den Körper…