Michael Nungesser
Sexwork. Kunst Mythos Realität
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., Haus am Kleistpark,
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin, 16.12.2006 – 25.2.2007
Die Ausstellung findet parallel an drei verschiedenen Orten statt. Verbindendes Element ist ein– Informationskabinett, in dem der jeweilige Schwerpunkt soziologisch-kulturgeschichtlich und statistisch vor Augen geführt wird: ” Selbstverständnis und Respekt” (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V.), ” Klischees und Wirklichkeiten” (Haus am Kleistpark), ” Arbeitsmigration, Trafficking, Sextourismus” (Kunstraum Kreuzberg/Bethanien). Im Zentrum steht ein Tisch mit Berliner Stadtplan, Europa- oder Weltkarte, an Stelltafeln finden sich Begriffserklärungen, Stichworte zu Entwicklung von Prostitution und Hurenbewegung, rechtlichen und gesundheitlichen Problemen, Menschenhandel und Zwangsprostitution – außerdem Adressen von Hilfsorganisationen (die Angaben basieren meist auf dem 2003 publizierten ” Lexikon der Prostitution” von Marcel Feige).
Im Haus am Kleistpark, in dem eingangs die Diaprojektion ” Haus” von Gabriele Horndasch (geb. 1969 Aschaffenburg) hintersinnig-blumige, dem Alltagsleben entstammende Synonyme für Prostituierte aufscheinen lässt, findet sich als bildgeschichtliches Verweissystem der von Katharina Kaiser konzipierte Bilderatlas ” Hetäre Hure Lula 3D” , abgeleitet vom Bilderatlas des Kunsthistorikers Aby Warburg. Er untersucht anhand von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Plakaten, Karikaturen und Fotos nach ähnlichen Darstellungsformen des angeblich ” ältesten Gewerbes” der Menschheit. Die meist vom begehrenden männlichen Blick geprägten, aus der Mythologie abgeleiteten und oft zu Klischees geronnenen Bildformeln, die herrschenden Moralvorstellungen oft zuwiderlaufen, ergeben vergleichende digitale Tableaus in Diaprojektion. Genauere Angaben zu den Bildern finden sich in Stehordnern, gegliedert nach Themen wie Drei Grazien, Odaliske, Danae, Straßenraum, Interieurs oder Kupplerin und Freier.
Das künstlerische Spektrum der…