Fabian Stech
Sex and Drugs and Rock’ n Roll
»Dionysiac«
Centre Pompidou, 16.2. – 9.5.2005
Die Ausstellung “Dionysiac” im Centre Pompidou versucht mit Bezug auf Nietzsche eine Richtung der Kunst zu visualisieren, die im Zuviel des Post-pop Fun , der Kunstmessen unterzugehen droht. Die Kuratorin Christine Macel gewährt ihren Künstlern also Domizil im Südflügel des Gebäudes von Rogers/Piano, das von den Parisern neben dem Louvre als der zweite Riesenstaubsauger für Touristen designiert wird. Diese riesige Archivierungsmaschine verwaltete lange Zeit moderne und zeitgenössische Kunst eher, als dass sie wirklich Ort ihrer Kreation und ihres Ausdrucks war. Doch die belebende Konkurrenz zum Palais de Tokyo führt nun zu einer Auseinandersetzung, die weit über die bisherigen kleineren Ausstellungsschwerpunkte zeitgenössischer Kunst hinausgeht. Überspitzt und perspektivisch formuliert, lässt sich Dionysiac sicher als eine Antwort auf Nicolas Bourriauds “Playlist” (Siehe Kunstforum Nr. 170 S. 331ff) betrachten, dessen Version des Künstlers als Semionauten die Kuratorin im Katalog explizit kritisiert.
Die Auswahl der Künstler stand unter der Obhut des von Nietzsche zuerst in der “Geburt der Tragödie” entwickelten Begriffs des Dionysischen dessen Gegenpart das Apollinische bildet. Nietzsche verstand sein Werk als eine Wissenschaftskritik auf dem Boden der Kunst. Das Dionysische bezeichnet in dieser ersten Phase das Musikalische im Gegensatz zur Kunst des Bildners, dem Apollinischen. Die Tragödie basiert auf beiden Kunsttrieben und ihr Niedergang beruht auf Sokrates Ästhetik, die Nietzsche folgendermaßen apostrophiert: “alles muss verständig sein, um schön zu sein”. Im fünfzehn Jahre später geschrieben “Versuch einer Selbstkritik” relativiert er den Ursprung seines Problems als: “aufgebaut aus übergrünen Selbsterlebnissen, welche alle…