London
Serpentine Pavilion 2022: Black Chapel, by Theaster Gates
Zum Sakralen des Kollektivs
Serpentine Gallery 10.06.–16.10.2022
von Edgar Schmitz
Die Anfänge der Kommissionsgeschichte der Serpentine Pavillons, die jedes Jahr vor dem Hauptbau im Park inszeniert werden, bestanden vor allem darin, Architekten einzuladen, die in Großbritannien noch nie Bauten vollendet hatten. Die ersten Jahre waren dementsprechend deutlich an die jährlichen Prachtgalas des Serpentine Galerie gebunden und sehr darauf bedacht, hochkarätige Stararchitekten im Zusammenhang der Galerie fortzuführen. Zaha Hadid, Daniel Libeskind, Toyo Ito und Oscar Niemeyer verbanden das Motiv des Sommerpavillons mit ihren modernistischen Signaturen und verwiesen dabei nicht zuletzt immer wieder darauf, dass die Galerie selbst als Teepavillon ihren Ursprung im repräsentativen Zusammenhang hatte.
Jenseits ihrer Funktion als jährliche Trophäe, die auch immer wieder von Luxusmaklern an Sammler verkauft und dann abtransportiert wurden, hat sich das Pavillonprogramm über die letzten Jahre aber auch zunehmend auf eine sozial ausgerichtete narrative Form hin erweitert. Zunehmend internationale Figuren, die nicht mehr dem westlichen architektonischen Kanon zugeschrieben werden können, hatten hier zunehmend die Möglichkeit, ambitionierte Architekturmodelle umzusetzen; der Pavillon von Sumayya Valli / Counterspace 2021 funktionierte als Collage von Restbeständen sozialer und pädagogischer Räume in London, die zum größten Teil schon nicht mehr aktiv sein können aber als Erinnerungsreste kommunitär ausgerichteter Räume weiterhin wichtige emanzipatorische Arbeit leisten konnten.
Theaster Gates reiht sich mit seinem Pavillon in diese Entwicklung der Kommissionsvorhaben ein. Seine monolithisch erscheinende schwarze Kapelle auf dem Rasen vor dem Galeriegebäude verweist auf sakrale Räume und die schwarze Tradition meditative kommunitärer Zusammenkünfte. Wie auch sonst ist der Raum eine…