Angelika Stepken
Sergej Volkov
Galerie Skulima, 21.4.-25.5.1989
In einem Interview, das Sergej Volkov für den Katalog der Ausstellung “Ich lebe – ich sehe. Künstler der achtziger Jahre in Moskau” (Kunsthalle Bern 1988) gab, behauptete der 33jährige Künstler provokant: “Ich habe keinerlei Problematik vorzuweisen… Eigentlich will ich also eine total langweilige Kunst machen…” Die Problematik dabei ist natürlich, dieser Langeweile an der Kunst in der Kunst eine Form zu geben, einen Schnittpunkt zu finden, an dem die Langeweile der Produktion wie der Rezeption von Kunst identisch sind und es nichts weiter zu sagen gibt.
In seiner ersten Einzelausstellung – im Westen wie im Osten – zeigte Volkov, der in der UdSSR zunächst eine Ausbildung in Bautechnik und Architektur, dann als Fotograf und Kameramann absolvierte und zuletzt als Designer in einem Moskauer Kombinat arbeitete, Ölbilder aus den letzten beiden Jahren. (Im übrigen ist es gerade erst drei Jahre her, daß Volkov seine ersten Werke auf der XII. Moskauer Jugendausstellung vorstellte. Nun wurde seine Berliner Ausstellung bereits von Heiner Bastian, dem Strategen der Marxschen Kunstsammlung, gefeatured…) Es riecht in der Galerie noch nach frischer Farbe, und diese Farbe ist zäh und teigig. Die Beimischung von körnigen, krümeligen Pigmenten gibt ihr die Substanz einer Baumasse wie Mörtel. Der sichtbare Bildaufbau ist jedoch kein tektonischer, von unten nach oben, sondern zweidimensional. Nebeneinander, Spachtelstrich um/neben Spachtelstrich, wird die Farbe aufs Bild gesetzt. Die handwerkliche Arbeit, die lange Weile der Produktion ist ablesbar. Der reliefartigen Oberfläche der Farbe widerspricht ihre Farbigkeit. Sie ist jeweils mit Weiß gebrochen und erzeugt beim…