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Ausstellungen: Wien · von Rainer Metzger · S. 396 - 397
Ausstellungen: Wien , 1995

Rainer Metzger
Sergej Bugaev Afrika

KRIMANIA – Ikonen, Monumente, Mazàfaka
Museum für angewandte Kunst, Wien, 15.3. – 20.8.1995

In seinem Leningrader respektive St. Petersburger Atelier pflegen sich die Berühmtheiten die Klinke in die Hand zu geben. Derrida, Lyotard, Felix Guattari und John Cage machten dem Künstler ihre Aufwartung. Sergej Bugaev, Jahrgang 1966, der sich unter wechselnden Begründungen den Beinamen “Afrika” gibt, pflegt Umgang mit den Honoratioren. Daß er dabei sehr erfolgreich ist, zeigt gerade auch die völlig megalomane Schau, die ihm das MAK eingerichtet hat – für nicht weniger als fünf Millionen Schilling.

Afrika arbeitet, wie viele der Künstler aus der EX-UdSSR, die sich der westliche Kunstbetrieb unermüdlich einverleibt, auf der Grundlage des Ready-mades. Nicht nur in seinem Fall sind es die ehemaligen Transportmittel der Staatssemantik, die er in den Ausstellungskontext verfrachtet, sind es (meist rote) Fahnen mit der üblichen Heraldik und sind es vor allem die diversen Lenin-Devotionalien, in die Afrika sparsam Verfremdungs-techniken hineincollagiert. Vor dem MAK-Portal steht zum Beispiel ein etwa sechs Meter hohes Exemplar einer Statue, deren Kopf eine Maske in Halloween-Manier ziert und dem Flügel angeklebt sind. Ein ganz ähnliches Muster macht sich im zentralen Oberlichtsaal breit, flankiert von zwei gläsernen Stelen, die aussehen sollen wie Raketen. Dem 280 Seiten starken Katalog ist zu entnehmen, daß Afrika die Lenin-Monumente in Rußland “gerettet” habe, so als müßte man vor dem Vergessen bewahren, was der Ober-Revoluzzer angerichtet hat.

“Mein Lieblingsplatz ist in der Psychiatrie”, gibt Afrika unwidersprochen seine Sehnsucht nach den Quarantäne-Stationen für Dissidenten zu Protokoll. Tatsächlich hat ihm der Verlust der…



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