Thomas Wulffen
Serge Kliaving, Ange Leccia
Galerie Anselm Dreher, 20.6.-20.8.1988
Gegenüber anderen Künsten hat die Bildende Kunst den Vorteil, mit den Gegenständen als solchen zu hantieren. Kein Medium schaltet sich dazwischen, wie im Film oder der Fotografie, und eine chronologische und synchrone Einbettung muß nicht gegeben sein. In den seltenen Fällen steht das Objekt für sich und kann aus dieser ‘Autonomie’ seine Bedeutung entfalten. Allerdings sind die Zeiten nicht so. Die Unschuld ist verloren, und wer darauf hoffte, sah sich schon durch einen Mercedes auf der d 8 enttäuscht. Alles ist Zeichen und der bloße Gegenstand ist davon nicht ausgenommen, spätestens seit dem Raschentrockner. Wenn die Gegenstände Zeichen sind, dann können ihnen andere Zeichen zugeordnet werden. Nach diesem Muster funktionieren sowohl die Arbeiten von Ange Leccia als auch Serge Kliaving.
Ange Leccia hat es mit Verführung zu tun. Seine Arbeit auf der documenta 8 betitelt sich ‘Die Verführung’, und die Installation in der Galerie Anselm Dreher nannte sich ‘Lolita’ und bezog sich damit auch auf ein Bild der Verführung. Vier BMW-Motorradmaschinen neuesten Typs stehen in einem Raum der Galerie, eine frontal den anderen drei gegenüber. Zum Zeichen der Bereitschaft sind die Scheinwerfer angestellt. Aus dem Cockpit der einzelnen Maschine ertönt die leise Titelmelodie aus dem gleichnamigen Film mit James Mason. Die angegebene Situation greift ‘archäologisch’ auf einen antiken Topos zurück: Paris vor Hera, Athene und Aphrodite und sein Urteil bezüglich der Schönsten unter diesen Dreien. Analog diesem Topos ließe sich die Bedeutung der drei Maschinen als ‘Herrschaft über die Erde, Sieg in der…