Christian Kravagna
»Self Construction«
Museum moderner Kunst, 20er Haus, Wien, 24.11.1995 – 25.2.1996
Angenommen, das 20er Haus wäre das Museum einer mittleren Provinzstadt und die laufende Ausstellung hieße “Aus den Beständen”, dann wäre die Sache zumindest soweit klar: Der Besuch lohnt sich. Nicht nur einige ausgezeichnete Arbeiten von historischem Stellenwert, etwa Paiks “Der Denker” (1976/78), Weibels “Observation of Observation: Uncertainty” (1973) oder die “Box with the Sound of its Own Making” (1961) von Robert Morris begründen dies, auch die ohne Zweifel relativ hohe Durchschnittsqualität der übrigen Stücke. Da aber das Ausstellungsprogramm des Wiener Museums während der letzten Jahre ohnehin kaum das mittlere Provinzstadtniveau erreichte, die Erwartungen also weit heruntergeschraubt und die Beurteilungen milde geworden sind, muß man auch so mit dem angebotenen Material vorerst sehr zufrieden sein. Das Glück ist aber nur von kurzer Dauer, denn sobald man mit den Einzelwerken die Ansprüche auch an die Ausstellung höherschraubt, ist man gezwungen, genauer hinzusehen, den Blick also vom Material auf seinen Einsatz zu lenken.
“Self Construction” ist eine thematische Ausstellung, und wenn eine solche über politische Liebesdienste hinausgehen soll, dann ist dafür Rainer Fuchs, Hegyis Vize, zuständig. Im Vorjahr hatte Fuchs “Exhibition” kuratiert, eine Ausstellung zum Thema Ausstellung, die Kunst zeigte, die den Akt des Ausstellens im Werk selbst thematisiert. Ein solcher Ansatz ist nachvollziehbar, auch wenn er in der konkreten Realisation durch die (zu) weite Spanne der Belege wieder verunklärt wird. “Self Construction” ist ähnlich selbstreflexiv, doch schon von vornherein weniger aussagekräftig. Jeder kann sich unter “Exhibition” etwas vorstellen, aber was heißt “Self…
