Denken 3000
Siegfried J. Schmidt
Selektivität und Kontingenz konstituieren sich gegenseitig.
Ein Gespräch mit Sven Drühl
Siegfried J. Schmidt ist in der deutschen Wissenschaftslandschaft eine Ausnahmeerscheinung, denn er ist Theoretiker und Künstler zugleich. Er hat sich früh in der Praxis mit konkreter bzw. visueller Poesie beschäftigt und zwischen 1963 und 2002 an mehr als 150 Ausstellungen teilgenommen. Außerdem hat er sich als Theoretiker zu diesem Bereich einen Namen gemacht, später auch als Literaturwissenschaftler, dann als Texttheoretiker und Kommunikationswissenschaftler. Zudem ist er der wichtigste deutsche Theoretiker des Konstruktivismus. Seine Auseinandersetzung mit dem Thema begann bereits in den frühen achtziger Jahren und hat sich bis heute fortgesetzt. Interessanterweise hat sich Schmidt immer auch mit der Kunst auseinandergesetzt, sei es in Texten zu Künstlern wie Timm Ulrichs oder theoretischen Überlegungen etwa zur Ästhetik, zur Funktion von Kunst, zur Differenz von Kunst und Werbung oder zur Sprache im Kunstsystem.
Siegfried J. Schmidt, geb. 1940 in Jülich. Studierte Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg, Göttingen und Münster. Promotion 1966 über den Zusammenhang zwischen Sprache und Denken von Locke bis Wittgenstein. 1965 Assistent am Philosophischen Seminar der TH Karlsruhe, 1968 Habilitation für Philosophie, 1971 Professor für Texttheorie an der Universität Bielefeld, 1973 dort Professor für Theorie der Literatur. Seit 1979 Professor für Germanistik/Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität-GH Siegen, ab 1984 Direktor des Instituts für Empirische Literatur- und Medienforschung (LUMIS) der Universität Siegen. 1997 Professor für Kommunikationstheorie und Medienkultur an der Universität Münster. 1998-2002 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft. 2002-2003 Visiting Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien….