Dirk Schwarze
Selbsthilfe der Künstler
»Art Journaux – Die Kunst der Zeitschrift«
Kasseler Kunstverein, 29.1. – 13.3.2000
Künstler produzieren Originale, Zeitschriften berichten darüber und reproduzieren sie. Auf diese einfache Aussage ist einer der wesentlichen Aspekte des Kunstbetriebes zu bringen, wenn man die Verbreitung von Kunstinformationen beleuchten will. Aber in den vergangenen 50 Jahren empfanden viele Künstler dieses Verhältnis zur Fachöffentlichkeit als unbefriedigend: Die Zeitschriften reagierten oftmals nicht schnell genug auf neue Trends. Vor allem aber verbreiteten sie die Kunstbotschaften nur indirekt und gefiltert. Gerade in den 60er Jahren, als rund um die Welt Künstler das unmittelbare politische Engagement suchten, wog dieser Nachteil schwer. Das Bedürfnis sich eigene Organe der Vermittlung zu schaffen, beförderte die Idee der von Künstlern selbst herausgegebenen Zeitschriften. Sie griffen zur Selbsthilfe.
Für das Entstehen von Künstlerzeitschriften gibt es aber auch noch eine völlig andere Quelle – eine, die in der Kunst selbst liegt: Anknüpfend an die Dada-Tradition versuchten Künstler, aus dem engen System von Original-Produktion, Kunsthandel und Ausstellungsbetrieb auszubrechen. Dabei trafen sich Künstler, die von der Sprache her kamen (konkrete oder visuelle Poesie), mit den Aktivisten der Fluxus-Bewegung, mit den Grafikern, die neue Wege für die Verbreitung von Auflagen suchten, und mit jenen, die in der Mail- und Copy-art neue Ausdrucksmittel entdeckten.
Auf diese Weise wurden weltweit Ideen für Künstlerzeitschriften geboren, von denen einige nur wenige Male und in kleinsten Auflagen erschienen. Andere etablierten sich und erreichten den Status von Editionen, die im Abonnement zu beziehen sind. Die meisten der Zeitschriften erreichten nur selten die große Öffentlichkeit. Vielfach wurden sie…