Gerhard Johann Lischka
Selbst : Darstellung : Selfstyle
Waren die Menschen in früheren Zeiten in Gemeinschaften mit klar definierten und gelebten Vorschriften eingebunden, die sie in einen konformen Lebenshabitus versetzten, so sind wir seit der Verstrickung in die globalen Strukturen der Massenmedien und Netzwerke in einem Masse auf uns selbst gestellt, dass wir uns sowohl verloren vorkommen als auch überschätzen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind schwieriger geworden: durch Skepsis dem «Fremden» gegenüber, durch fehlende Empathie und durch den Keil, den die immer erfolgreicheren Medien als zwischengeschaltete Elemente bilden (können). Diese Situation erschwert auch die Selbstdarstellung. So zeigt sie sich, paradoxerweise, nicht selten als massenmediales Klischee und lifestylekonforme Attitüde.
Das Selbst wird durch die Sprache und die Notwendigkeit zur gesellschaftlichen Interaktion «bekleidet» und findet zum Ich, indem es die Differenz zum Anderen erlebt. Diese Darstellung gründet im Selbst als den körperlichen Gegebenheiten und im Unterschied oder der Erweiterung und Veränderung dieses Selbst durch das Ich, dessen, was als Selbst-Inszenierung erarbeitet wird. Sowohl in direkter Körpersprache als auch in der durch die Medien bewirkten Transformation. Und hier setzt das dem Medienzeitalter adäquate Doublebind an: wir haben nicht nur den Spiegel zur Selbstbeobachtung, sondern darüber hinaus die Medien, um uns in unseren Ich-Vorstellungen zu realisieren.
Die interessanteste Form der Selbst-Darstellung ist die künstlerische. Und das zum einen deshalb, weil die Künstler/innen ihr ausgeprägtes Selbst-Verständnis und ihren Flair im Kontext des Kunstwerks sichtbar machen können. Zum andern aber, weil sie mit sich auch Aspekte von Welt darzustellen imstande sind. Ihr Einfühlungsvermögen, die Komplexität der Lebenszusammenhänge unseres Daseins verstärkt…