Andreas Denk
Sehsucht
»Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts«
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 28.5. – 10.10.1993
Am 31. Januar 1788 präsentierte der gebürtige Ire Robert Barker einem Publium in Edinburgh ein 360-Grad-Bild der schottischen Hauptstadt. Es könne diese optische Sensation, so hieß es in zeitgenössischen Ankündigungen, “aufgrund der völlig neuen Idee erst verstanden werden…, wenn man sie sieht”.
Was Barker zeigte und in der Folge selbst maßgeblich weiterentwickelte, war das erste “Panorama”, das im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Unterhaltung fast aller Bevölkerungsschichten maßgeblich beitrug.
Barker, dessen Idee vor allem von seinem Sohn Henry Aston Barker zeichnerisch und malerisch umgesetzt wurde, hatte bereits 1787 ein Patent auf seine Erfindung angemeldet, das ihm für vierzehn Jahre alle Rechte an seiner Erfindung sicherte, die er zunächst als “la nature à coup d’oeil” bezeichnete. “Die Natur auf einen Blick” wurde für ihn jedoch erst zum finanziellen Erfolg, als es ihm 1791 gelang, eine seinen ursprünglichen Größenvorstellungen entsprechende Rundumsicht – diesmal von London – herzustellen und in einem provisorischen Ausstellungsgebäude zu zeigen. 1793 konnte er eine erste, nur für diesen Zweck errichtete Panorama-Rotunde am Leicester Square errichten, die bis zum Ende der “Panoramanie” in Großbritannien in den 1860er Jahren trotz üppiger Konkurrenz unangefochten die Spitze britischer Panoramenkultur halten konnte. Das Gebäude, das der schottische Architekt Robert Michels entwarf, gab für alle weiteren Bauten den Typus vor: Ein fast 30 Meter durchmessender, durch Oberlichter erhellter Hauptausstellungsraum barg an der Wand das Panoramabild. In der Mitte des runden Raums befand sich eine Besucherplattform, die einen (mindestens…