Hiroshi Sugimoto
Sehen heißt Fragen
Ein Gespräch mit Magdalena Kröner
Seit mehr als drei Dekaden lebt der 1948 in Tokyo geborene Fotograf Hiroshi Sugimoto in New York, doch sind viele seine Themen und seine Ästhetik stark japanisch geprägt. In der Tradition des in Japan „honka-dori“ genannten Aufgreifens und Nachahmens eines bereits existierenden Meisterwerkes, macht Sugimoto Anleihen bei der japanischen Landschaftsmalerei und antiken Tuschbildern, die Werkserien wie „Pine Trees“ prägen. Gleichzeitig findet Hiroshi Sugimoto zu Bildserien, die Ikonen westlicher Architektur oder Erscheinungsformen populärer Kultur betrachten. In historischen, mittlerweile durchgängig abgerissenen Kinos oder auch Autokinos an den verschiedensten Orten der USA belichtete Sugimoto sein Material für die Dauer eines Spielfilms, und machte so das Verrinnen von Zeit in der vom Filmlicht leuchtenden Leinwand sichtbar. Seine reduzierte, kontemplative Bildsprache, die stets auch die Mechanismen der fotografischen Wahrnehmung vorführt, vertraut dabei ausschließlich auf die analoge Fotografie.
Hiroshi Sugimotos Fotografien sind Reflexionen über Wahrnehmung und Erinnerung, über Zeit und Vergänglichkeit. Berühmt machte den japanischen Fotografen seine 1980 begonnene Bildserie „Seascapes“, für die er die Endlosigkeit eines stillen Horizontes über dem Wasser an unterschiedlichen Schauplätzen und Zeitpunkten weltweit beobachtete. Für „Architecture“ tauchte er Ikonen der westlichen, modernistischen Architektur in eine Unschärfe, die die skulpturale Qualität der Gebäude aufscheinen ließ. Anderes in Sugimotos meditativen Tableaus ist von geradezu unheimlicher Belebtheit: die ausgestopften Tiere im New Yorker Natural History Museum, die wie endlos vervielfältigt scheinenden, antiken Buddhas im Tempel von Sanjusangen-do in Kioto oder das historische Personal in Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett. Daneben befasst sich Hiroshi Sugimoto in letzter Zeit mit der…