Sebastián Díaz Morales
Ficcionario IV
Museum für Gegenwartskunst 14.10.2016 – 05.06.2017
von Sabine Elsa Müller
Menschen, die sich in Zeitlupe bewegen, oder sogar in der Luft schweben, mit geschlossenen Augen, sich in einem roten Licht, einer von glitzernden Partikeln durchfluteten „Ursuppe“ mit angewinkelten Beinen um sich selbst drehen; dann dieses sehr tief gelegte Wummern rotierender Turbinen – Sebastián Díaz Morales´ Bilder sind so unglaublich, dass sie in ihrer suggestiven Kraft weit über jede Beschreibung hinausgehen. Damit aber nicht genug. Schon beim Betreten dieser sehr umfangreichen Soloshow findet man sich mit einem Schlag in einer anderen Welt wieder, noch bevor man überhaupt eine der Videoarbeiten in näheren Augenschein genommen hat. Der gesamte, über zwei Etagen ausgedehnte Ausstellungsbereich wurde in farbiges Licht getaucht, das sich von Raum zu Raum verändert. Das Gefühl, auf einem psychedelischen Trip gelandet zu sein, bestätigt sich beim Blick aus dem Fenster: Farbige Folien machen aus dem Ausblick auf Sträßchen und Plätze der biederen Siegener Altstadt eine surreale Fiktion. Wo ist denn hier die Wirklichkeit? Bin ich drinnen oder draußen, und inwiefern selbst ein Teil der Inszenierung?
Sebastián Díaz Morales beschäftigt sich nicht nur in seinen Videos mit der Ununterscheidbarkeit zwischen Realität und Illusion, es gelingt ihm auch schon durch die ausgefeilte Ausstellungsinszenierung, das Ineinanderfließen der Ebenen physisch erlebbar zu machen. Das theoretische Rüstzeug liefert Jean Baudrillard. Dessen Konzept des „Simulacrum der Simulation“ setzt Díaz Morales in einigen seiner kleineren Videoarbeiten um, die man als poetische Umsetzung didaktischer Versuchsanordnungen bezeichnen könnte. Beispielsweise in „The Obstacle is the Path I & II“, wenn…