Uta M. Reindl
Sean Snyder
»No Apocalypse, Not Now«
Kölnischer Kunstverein, 9.11.2013 –22.12.2013
An ein Medienarchiv, ein seltsames Laboratorium lässt die spröde Inszenierung Sean Snyders im schlauchförmigen Hauptpavillon des Kölnischen Kunstvereins denken. Es ist dies der gewichtige Teil der Soloschau des US Künstlers – unter dem kryptisch anmutenden Titel No Apocalypse, Not Now, der Derrida-Kennern geläufig sein dürfte. Zehn schwarze Monitore hat der 42jährige Medienkünstler auf hohen, weißen Sockeln im klinisch weißen Zentralpavillon des Hauses großzügig verteilt, auf deren Bildschirmen ein filmischer Bilderstrom in unterschiedlichem Rhythmus flimmert – changierend zwischen Schärfe und Unschärfe, mit zahlreichen, oft hektischen Schnitten. Die eine Stirnseite des langen Saals zeigt 40 direkt an der Wand angebrachte Schwarz-Weiß-Drucke von allerlei Datenspeichergerätschaften, die Wand gegenüber zwei abstrakte Blätter in Rahmen. Dass der Blick, der sonst durch die Fensterfront des Ausstellungssaals zu beiden Seiten auf einen schicken Patio oder die Straße schweifen kann, nun auf weiße Wände stößt, betont die Enge des Raumes. Das gesammelte Bilderwissen aus den internationalen Medien – mit Fotos von Filestory Websites, mit Clips aus Werbe-, Nachrichten- und Unterhaltungssendungen von Profis und Amateuren – sowie aus eigenen Produktionen und Exponaten hat der in Tokio, Kiew und in Berlin lebende Künstler zu einem vielschichtigen Kaleidoskop von unmissverständliche politischen Brisanz, von entlarvender Aktualität montiert. Für den einen oder anderen Betrachter mag der Gang durch die von Snyder mit fast wissenschaftlicher Akribie ausgestattete filmische Archäologie zur Medienwelt bedeutet angesichts der selten linear verlaufenden und erratisch montierten Filmbruchstücke gewiss eine Herausforderung.
Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars (2005) veranschaulicht im hinteren Bereich…