“scultura metafisica”
Arbeiten von Claude Wall bei Brigitte March, Stuttgart
Die Installationen von Claude Wall sind Architekturen geworden. Die Architekturzitate, die schon bei den Arbeiten im Württembergischen Kunstverein (1982) oder in der Münchner Lothringerstr. (1983) einen wesentlichen Bestandteil seiner skulpturalen Bildsprache ausmachten, haben sich zu eigenständigen Bau-Werken ausgewachsen, zu Bauten der Postmoderne, zu Skulpturen mit italienischem Timbre: Wenn in “Himmel und Hölle” der schmale Schlitz zwischen zwei Wänden mit einem kleinen Segmentbogen überbrückt wird, erinnert das an ein typisches Merkmal venezianischer palazzi; wenn er aus Säulen und Segmentbögen seine “Türme” zusammenschachtelt, dann entspricht das zwar ob der Offenheit und Leichtigkeit dieser Konstrukte in keiner Weise mittelalterlichen Fortifikationsbauten, aber weil er seine “Türme” gruppenartig anordnet, erscheinen sie als Anspielung auf die Geschlechtertürme, wie man sie aus Bologna oder San Cimignano kennt. Und es ist vor allem die italienische Moderne, die bei Wall ihren Nachklang findet. In den rotglänzenden Papp-Säulen seiner “Türme” spiegelt sich die Ästhetik Carlo Scarpas, der dem grauen Beton die Eleganz des “stuccolustro” zugesellte; in der aufgestelzten Bauweise der “Türme” steckt ein Konstruktionsprinzip, das Aldo Rossi am Friedhof von Modena anwandte; und für die Kopflastigkeit der Türme, die mit einem Kubus abschließen, der stets von seinen Stützen zu stürzen droht, kann man eine Parallele finden in der Torre Velasca, die in Mailand steht, dem zweiten Wohnsitz von Claude Wall. Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei nicht um gewollte Zitate, sondern um Analogien, wie sie entstehen aus der intensiven Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Architektur.
Stärkere Stringenz und Strenge unterscheidet diese neueren Arbeiten von ihren…