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Ausstellungen: Düsseldorf · S. 372 - 373
Ausstellungen: Düsseldorf , 1989

Renate Puvogel
Scott Burton

Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 3.3.-16.4.1989

Stühle des Österreichers Franz West in Krefeld, Sitzgelegenheiten des Amerikaners Scott Burton in Düsseldorf – der erste flüchtige Anblick dieser Möbel-Skulpturen läßt auf größte Gegensätze schließen. Während West sowohl das Kunst-Schöne als auch das Design-Schöne zurückzudrängen scheint, strebt Burton die Synthese von einer vollkommenen Plastik mit dem funktionalen, ästhetischen Möbel an. Beide haben trotz ihrer divergierenden plastischen Vorstellungen ein gemeinsames Ziel im Visier, das ist die intersubjektive Ebene, auf der die Skulpturen wirken, ja wirksam werden.

Zwölf Exponate stehen in den beiden Düsseldorfer Ausstellungsräumen wie Findlinge umher: Stühle mit und ohne Lehne, Sessel, Doppelsitze, eine Sitzgruppe, Chaiselongue, eine Gartenbank. Die traditionellen Materialien Holz, Stein und Metall sind zwar ihren Eigenschaften und Sinngebungen gemäß bearbeitet und eingesetzt – die Hölzer wurden gesägt, geleimt und geschraubt, der Stein behauen und geschliffen, das Eisen gelötet und genietet – aber der skulpturale Charakter der Objekte und die museale Umgebung lassen einen zögern, die Dinge in Besitz zu nehmen, sprich, sich hinzusetzen, niederzulegen. Es dauert eine Weile, bis sich das visuelle Abtasten in ein ganzheitlich physisch-psychisches Erleben steigert. Zunächst einmal brillieren die individuellen, aufs Äußerste reduzierten Formen und die unmittelbar aus ihnen entwickelte Funktion. Burton sind die Bestrebungen von Künstlern und Designern von Bauhaus, Art Deco, Minimalismus und Postmoderne vertraut, und er bezieht deren Vokabular eklektizistisch in seine Skulpturen ein. Rietveld steht verständlicherweise bei den Stühlen aus Holz Pate, zuweilen sind Bauhaus-Zitate von eleganten Linien des Art Deco konterkariert; mit einer Portion Ironie steigert Burton minimalistische Reduzierung…


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