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Ausstellungen: Berlin · von Peter Funken · S. 229 - 230
Ausstellungen: Berlin , 2014

Peter Funken
Schwindel der Wirklichkeit

»Wie die Besucher die Kunst neu erfinden«
Akademie der Künste, Berlin, 17.9 – 14.12.2014

Bereits mit Platons Höhlengleichnis stellte sich die Frage nach der Wirklichkeit: die Schatten, die die Höhlenbewohner sehen, bleiben für sie die einzige Realität, wenn ihnen keine weitere Erkenntnis über die Außenwelt zuteil wird. Seit der Antike ist die Lage zunehmend unübersichtlich geworden. Die Unterscheidung zwischen Sein und Schein ist in manchen Bereichen heute schier unmöglich. Mit der immensen Entwicklung im Bereich elektronischer Medien geht eine virtuelle Realität mit bildgebenden Verfahren einher, die eigene Wirklichkeit erzeugen und überall zum Einsatz kommen – im Krieg wie im Frieden, in den Naturwissenschaften wie in den Künsten. Das komplexe Ausstellungsprojekt „Schwindel der Wirklichkeit“ beschäftigt sich umfassend mit Fragen nach dem Wirklichkeitsverständnis in digitalen Zeiten; zutreffend trägt es deshalb einen doppelsinnigen Titel, erleben wir doch derzeit eine rasante kulturelle Veränderung, durchaus vergleichbar mit jener vom Mittelaltar zur Neuzeit. Dies bedeutet, dass über lange Zeiträume entstandene Vorstellungen, Begriffe und Traditionen im Nu verschwinden oder mutieren. Die Epoche der Buchkunst und des Analogen, die der kanadische Philosoph und Medientheoretiker Marshall McLuhan „Gutenberg Galaxis“ nannte, liegt bereits so gut wie hinter uns, wir sind dabei, uns völlig neuen, unbekannten Zonen zuzuwenden. Eine einzige Wirklichkeit gibt es ohnehin nicht, diese Einsicht drängt sich bereits eingangs der Ausstellung auf: betritt man Dan Grahams verspiegeltes Videokabinett „Present Continuous Past(s)“ so erscheint auf einem Monitor das eigene Bild – um 10 Sekunden verzögert. Die Vorstellung der Realzeit, ein vermeintlich stabiles Phänomen, wird bei der 1974…



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