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Titel: 51. Biennale Venedig · von Paolo Bianchi · S. 311 - 313
Titel: 51. Biennale Venedig , 2005

Paolo Bianchi
SCHWEIZ

Pipilotti Rist: Homo sapiens sapiens, Chiesa di San Stae

Was bedeutet Kunst, wodurch ist sie gerechtfertigt, was qualifiziert sie? Diese Fragen beantwortet das Leben, genauer noch, das nackte Leben in seiner ursprünglichen und naturnahen Vitalität. Denn Kunst beschreibt nicht Leiden und Erlösung, sondern sie führt zur Steigerung der Lust an der Existenz – selbst noch im Schmerz. Die lebensfördernde Energie der Kunst entsteht, wenn die Welt als Kunstwerk und Spiel begriffen wird, wenn Individuen aus ihrem Leben ein kleines Lebenskunstwerk machen. Gute Kunst wiederholt die Schöpfung von Welt und Mensch und macht sie damit leb- und erfahrbar. Misslungene Kunst verkommt zum Ornament für eine Massengesellschaft. Bei der monumentalen Videoprojektion von Pipilotti Rist (*1962) in der Barockkirche San Stae, seit 1990 zweiter Spielort der Schweiz bei der Biennale von Venedig, scheiden sich die Geister, ob hier ersteres oder doch zweiteres zutreffe. Sie hat, wie bereits Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger an der letzten Biennale am gleichen Ort, ihren Traum vom Paradies inszeniert.

Besucher aus fremden Ländern staunen, dass gerade aus der “Traumdestination Schweiz” stammende Künstler und Künstlerinnen, die frei von Existenznöten über genügend Zeit und Geld verfügen, bloss in ihren wolkigen Ideensphären schweben, sich dem Lifestyle, Hedonismus und Schöngeistigem hingeben, statt ihre privilegierte Situation zu nutzen für Werke mit Innovationskraft, Erregungs- und Störpotenzial und kritischem Biss.

Eine befreiende “action”. Die freie Enzyklopädie “Wikipedia” schreibt: “Pipilotti Rist hat mit ihrem Lebensgefährten Balz Roth einen Sohn, Himalaya (geboren am 24. Januar 2002). Den Spitznamen ,Pipilotti’, der heute auch ihr Künstlername ist, trägt sie angeblich…


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