LA BIENNALE – GIARDINI
Schweiz
ROMAN SIGNER
KOMMISSAR: URS STAUB
ASSISTENT: KONRAD BITTERLI
KURATOR: MARIA ELENA RAMOS
PAVILLON: BRUNO GIACOMETTI
Der automobile Blechbrunnen ist wieder da. Frühere Stationen waren Langenhagen1 und Münster2, aber in Venedig ist die fahrbare Fontäne durch die Nähe zum allgegenwärtigen Wasser vielleicht erstmals zu sich selbst gekommen. Und die Marke des dreirädrigen Vehikels erweist sich als Anagramm: Aus Piaggio wird pioggia, Regen, an den das laute Prasseln im Innern des Ladeaufbaus ebenso erinnert wie an die Feuerwerkeleien, die Roman Signer zur Konstante seines Schaffens gemacht hat. Sie bedeutet die Erweiterung des Bildhauereibegriffs ins Ephemere. Wenn sich ein roter Faden durch Signers Werk zieht, dann in Gestalt einer Zündschnur. “Schnelle Veränderungen”3 nennt er die Explosionen, die er – falls erforderlich auch mit Hilfe eines Sprengmeisters – auslöst. So etwa in Kassel, wo zum Schluß der documenta 8 (1987) 300.000 Blatt Papier in die Luft gejagt wurden, um einen Augenblick lang als weiße unwirkliche Wand über dem Auepark zu schweben. Ein weiteres Beispiel ist “Das Paket”, das in einem stillen Winkel der Ausstellung “Noli me tangere”4 gleichsam darauf lauerte, daß ein auf Partizipation konditionierter Besucher einen Fußschalter betätigen und den versandgerecht aufbereiteten Sprengsatz zünden würde. Auch die “Kabine” (1999), mit der Signer die Besucher des Schweizer Pavillons empfängt, gehört in diese explosive Reihe. Die Arbeit könnte ein primitiver Prototyp jener fotografischen Selbstschußanlagen sein, die an Bahnhöfen oder Grenzübergängen als Paßbildautomaten eingesetzt werden. Sie ist aber, wie alle Exponate, ein Relikt: Signer saß in der Kiste, es hat geblitzt und es entstand…