Andreas Denk
Schräg
»Holländische Gegenwartskultur«
Rheinisches Landesmuseum, Bonn, 14.10. – 18.11.1990
Daß manches anders ist in unserem nordwestlichen Nachbarland, erkennt der bundesdeutsche Hollandbesucher bereits beim Geldwechsel. Zu einer Zeit, als man hierzulande noch auf als klassisch-wertvoll anzusehenden Valuta in gedeckten Farben bestand, verfügte “de nederlandsche bank” bereits über grellbunte Scheine mit karikaturhaften Zeichnungen. Auch die etwas zu vielversprechend als Querschnitt durch die holländische Gegenwartskultur angekündigte Ausstellung – gezeigt werden künstlerische und designerische Arbeiten von 26 Künstlern und Künstlergruppen – vermittelt etwas von der besonders in den Niederlanden ausgeprägten Bereitschaft zur Umwertung aller Werte, die wohl Voraussetzung für gesellschaftlich wirksames Handeln ist. Der niederländische Hang zur rigorosen Ironisierung wurzelt noch in den frühen 70er Jahren und in der Fluxus-Bewegung, für deren Kontinuität bis heute Wim T. Skippers und Ger van Elk stehen. Die meisten Arbeiten auch der jüngeren Künstler zeichnen sich durch eine hierzulande seltene Betrachternähe aus: Vor allem die Verwendung von aus der Alltagswelt bekannten Gegenständen, die in Assemblagen zu neuer Bedeutung kommen, ermöglicht über die Vertrautheit der Dinge Fragestellungen zum Gesamtzusammenhang, in dem sie gewohntermaßen erscheinen.
Symptomatisch erscheint für diesen Ansatz eine Äußerung Evelyn Janssens, daß “die Größe menschlichen Schaffens in einem roten Einkaufskorb” erkannt werden könne. Die Künstlerin hat mit dieser Maßgabe in mehreren verglasten Zinkregalen ein Panoptikum heutiger Plastikproduktion symmetrisch aufgereiht. Janssen imaginiert eine zukünftige Ausgrabung, bei der Nippes, Kitsch und Billigware der heutigen Konsumwelt zum Vorschein kommen und einem monumentalen Ordnungsprinzip unterworfen werden müssen.
Alexander Schabracq verfolgt eine ähnliche Linie: Er hat mehrere große Paneele mit Massen-Sakralkitsch zu sarkastischen Epitaphien…