53. BIENNALE VENEDIG: Länderpavillons
Schottland: Martin Boyce – No Reflections
Kurator: Dundee Contemporary Arts Judith Winter & Graham Domke / Ort: Palazzo Pisani Santa Marina, Cannaregio 6103 (Calle delle Erbe)
Martin Boyce – „No Reflections“
In der mehrteiligen Raumfolge des Palazzo Pisani hat Martin Boyce einen „gefrorenen Garten“ eingerichtet. Eine winterlich-verlassene Szenerie, möbliert mit diversen, äußerst unfunktional wirkenden Möbeln. Man betritt den Garten über die Trittsteine des trockengelegten Pools, in dem sich Laub angesammelt hat. Auch in die anderen Gartenräume hat der Wind einzelne Blätter gefegt. Es gibt einen verlassenen Vogelnistkasten, ein Tischgestell ohne Platte, eine Liege mit aufgerollter Metallauflage. Die Bänke stehen – zum Schutz des Holzes vor der Witterung? – hochkant im Raum. Und von den Decken hängen keine Kristallleuchter, sondern merkwürdige Aluminiumbäume.
Alle gestalteten Elemente der Installation weisen die eckig gebrochenen Strukturen auf, die seit einigen Jahren typisch sind für die Arbeiten von Martin Boyce. Abgeleitet sind sie von aus Beton geformten Bäumen, die der Künstler vor einigen Jahren auf einem Foto entdeckt hat. Diese 1925 von Joël und Jan Martel für die „Exposition des Arts Décoratifs“ in Paris geschaffenen Betonbäume repräsentieren für Boyce „a perfect collapse of architecture and nature – visualising oppositional elements of urban existence: the natural versus the constructed, the populated versus the uninhabited, old versus new“. Der Schotte ist so etwas wie ein Ethnologe und Kultursemiotiker, dem es darum geht, die alltägliche Kulturpraxis von Architektur und Design reflektiv ins Bewusstsein zu rücken. Dabei bedient er sich gezielt der Methode der Verfremdung und Dekontextualisierung. In…