Michael Hübl
Schottland
ex Pollard, Joanne Tatham & Tom O’Sullivan, Cathy Wilkes – Selective Memory.
Die Erinnerung ist ein Fixpunkt für den schottischen Beitrag zur Biennale. Die diesjährige Auswahl steht unter dem Motto „Selective Memory“. Bezogen auf die Exponate hat dieser Oberbegriff etwas Nostalgisches. „Zenomap“, die Vorgängerschau des Jahres 2003, bedeutete eine dichte Reflexion des Ausstellungsorts und eine gleichsam hochgespannte Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwart als Künstler – irgendwo zwischen Trash und Kunst-Snobismus. „Selective Memory“ bleibt weit hinter dem damals formulierten Standard zurück. Die Lokalität, eine frisch renovierte kleine Neben-Schola der Scuola di San Rocco,wirkt aussagekräftiger als die Arbeiten, die – zumindest im Fall von Alex Pollard und bei dem Duo Joanne Tatham & Tom O’Sullivan – in der Pose des autonomen Kunstwerks antreten, sich aber nicht gegen die historische Umgebung der „scoletta“ behaupten. Pollards Variationen über altertümlich anmutende Lineale mit Messing-Scharnieren verharren auf der Ebene akademischer Artistik; so etwa wenn die Lineale zu Händen angeordnet werden, die mal nach einem Bleistift, mal nach einem Radiergummi greifen.
Als „Fallen“ verstehen Tathan & O’Sullivan ihre Arbeiten. Das Duo, das seit 1995 zusammenarbeitet, kombiniert schlichte geometrische Formen mit knappen anthropomorphen Abstraktionen. In Venedig sieht man eine große keilförmige Form, auf der mit ein paar lässigen Linien ein Gesicht markiert ist. Die „Falle“ besteht in der Inkongruenz zwischen dem plastischen Gebilde und den Graphismen, womit noch einmal das alte Problem von Form und Wahrnehmung, Signifikant und Signifikat aufgegriffen wird.
Verharren Tathan & O’Sullivan auf der Ebene einfacher Aussagen, so setzt Cathy Wilkes auf Arrangements, die als offene…