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Titel: Ankunft in Peking · von Mark Siemons · S. 224 - 233
Titel: Ankunft in Peking , 2008

Mark Siemons
Schönheit in Peking – Zwei Fälle

Li Dongtian & Chao Hai

1. Li Dongtian und die kurze Geschichte der chinesischen Beauty Economy

Mit der Schönheit verhält es sich in China in etwa so wie mit den Automarken oder dem Kommunismus: Man glaubt zu wissen, was es damit auf sich hat, aber eh’ man sich versieht, ist schon etwas ganz anderes daraus geworden.

Noch meinte alle Welt, nirgendwo sei der weibliche Körper so standardisiert wie in China, wo einem von allen Laufstegen, Bildschirmen und Zeitschriftentiteln der gleiche lieblich-harmlos-geschmeidige Typus entgegenlächelt, wo sogar Operationen alltäglich sind, um Nase, Augen und Beine einem fiktiven Idealmaß anzupassen. Aber unterdessen verändern sich die Strukturen der die einschlägigen Leitbilder produzierenden Industrie in zügigem Tempo.

Eine treibende Kraft hinter den Kulissen ist Li Dongtian, der durch sein persönliches Vertrauensverhältnis zu allen bedeutsamen Titelbildschönheiten, Verträge mit den wichtigsten internationalen Kosmetikfirmen und seine Schule für Make-up-Berater und Schönheitssalonbetreiber einen nicht zu überschätzenden Einfluss auf die Branche im Lande ausübt. Wenn man ihn sieht, sollte man das nicht für möglich halten.

Er gibt sein Geburtsdatum diskret mit „in den Siebzigern“ an, doch mit seiner Unbekümmertheit und den flinken Augen wirkt er noch weit jünger. Li Dongtians öffentliche Berühmtheit rührt vor allem daher, dass er das Model Lu Yan berühmt machte, deren Sommersprossen, winzige Augen und Stupsnase all dem hohnsprechen, was das chinesische Mainstream-Bewusstsein für schön hält: „Die chinesische Schönheit wird in der Welt eine wichtige Rolle spielen.“

Man kann heute nur noch undeutlich erahnen, was es Ende der achtziger Jahre für den intelligenten Spross einer…


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