Christian Huther
Schöner leben
Kunsthalle Darmstadt, 13.12.2005. – 12.3.2006
Das gibt es nicht alle Tage: einen Hund mit Sinn für moderne Kunst. Allerdings scheint der Vierbeiner gerade aushäusig und mit Herumstreunen beschäftigt. So kann man sich in aller Ruhe zu seiner Holzhütte bücken und sie eingehend betrachten. An drei Wänden hängen Tropfbilder in der Art von Jackson Pollock, auf dem Boden liegt ein Teppich mit Op-Art-Muster. Und von der Decke strahlt ein Kronleuchter herab. Wie gut geht es da erst Herrchen oder Frauchen, fragt sich der Betrachter beim mühsamen Aufrichten vom niedrigen Kunst- und Hunde-Haus. Allerdings verspricht der Titel “Was für den Hund die Hütte ist, ist für den Menschen die Mietskaserne” dann doch nicht so viel Luxus für den Hundehalter.
Aber über das 1989 entstandene Objekt der (kurz darauf aufgelösten) Künstlergruppe Présence Panchounette (Jean-Yves Gros und Frédéric Roux) sollte man nicht allzu lange grübeln, sondern es beim Schmunzeln belassen. Denn in der Darmstädter Kunsthalle geht es derzeit alles andere als ernst zu. Es regieren Spott, Parodie, Persiflage, Nonsens und Kitsch. Bei knapp 60 Werken von 40 Künstlern gibt es vielerlei Anlass zu allerlei Art Lachen. Natürlich ist auch weniger Gelungenes dabei, aber bekanntlich sind die künstlerischen Geschmäcker und humoristischen Toleranzgrenzen ja sehr verschieden.
“Schöner leben” verspricht die Schau hochgemut mit ihren fünf Unterabteilungen vom Haushalt über die Arbeit, das Wohnen und Dekorieren bis zur Mobilität und der Zeit. Die Maxime vom “Schöner leben” mag vielleicht auf den Hund zutreffen, aber sicher mag nicht jeder Mensch die Darmstädter Objekte im Wohn- oder Schlafzimmer haben….
